Der Bildhauer und Bildschnitzer Ludwig Münstermann (ca. 1575–1637/38) gilt als Meister der Übersteigerung und ist dennoch einem größeren Publikum bislang unbekannt. Das Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg widmet dem Künstler, der im Oldenburger Land im Auftrag der lutherischen Kirche wirkte, die weltweit erste umfassende Schau. Die Kulturstiftung der Länder fördert die Ausstellung mit 70.000 Euro.
Das Museum verfügt mit über 40 Objekten über den größten Bestand an Münstermanns bzw. seiner Werkstatt zugeschriebenen Werken überhaupt. Im Umland befinden sich ebenfalls zahlreiche seiner häufig farbig gefassten Holzskulpturen und Schnitzereien bis heute in Kirchen. Ebenso charakteristisch wie außergewöhnlich sind Münstermanns expressive, dynamische und überzeichnete Darstellungen von biblischen Figuren, deren Physiognomien teilweise groteske Züge annehmen. Gesichter mit übersteigerter, teilweise verzerrter Mimik oder Körper mit überlangen Gliedmaßen gehören zu seiner eigenwilligen Bildsprache. Ludwig Münstermanns Arbeiten waren zu Lebzeiten in der Oldenburger Grafschaft hochgeschätzt und er erhielt zahlreiche Aufträge für die Ausgestaltung von Kirchen, u. a. für Altäre, Kanzeln und Taufen, von denen einige jedoch in späteren Jahrhunderten entfernt wurden und schließlich in den Bestand des Landesmuseums gelangten. Zu den wichtigsten Objekten der Oldenburger Münstermann-Sammlung gehört beispielsweise ein vollständiger Taufsteindeckel mit Taufbecken, der mit grotesken Masken und Apostelköpfen verziert ist, oder der geflügelte Teufel vom Tossener Altar.
Die Ausstellung behandelt Münstermanns Schaffen im Kontext des internationalen Stils des Manierismus und zeigt auch Werke von Künstlern wie Bartholomäus Spranger (1546–1611) oder des Niederländers Hendrick Goltzius (1558–1617). Die Rezeption und den Einfluss Münstermanns bis in die Gegenwart veranschaulicht der Werkzyklus „Apoll“ von Markus Lüpertz (*1941), der direkt Bezug nimmt auf die gleichnamige Münstermann’sche Figur von 1615/16, die für die Ausstellung aus dem Berliner Bode-Museum ausgeliehen wurde.
Das Vermittlungsprogramm zur Ausstellung widmet sich u. a. der regionalen Verortung Ludwig Münstermanns. In Kooperation mit den umliegenden Kirchen und der Oldenburgischen Landschaft werden Tagesfahrten zu ausgewählten Kirchen angeboten, in denen sich seine Werke vor Ort – in situ – entdecken lassen.
Weitere Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung, Oldenburgische Museumsgesellschaft e. V.
Münstermann
23. August 2025 – 30. November 2025
Augusteum | Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg
Elisabethstr. 1, 26135 Oldenburg
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10–18 Uhr