Kerzen zur Macht

Was schmückt, was macht Licht, was schafft Krieg, was bringt Liebe? Je 22 Kilo schwer sind die beiden Silberleuchter, mit denen König Friedrich Wilhelm I. in den 1730er-Jahren Politik machte. Oben zwei preußische Adler um die Königszeichen, unten braunschweigische Löwen mit Kanonen, Pistolen und Stichwaffen: Unübersehbar für den Betrachter präsentiert sich die militärische Macht der Herrscherhäuser in den silbernen Girandolen – zwei Leuchtern, die ihre Wirkung zuerst auf der Doppelhochzeit der Königskinder 1733 zeigten. „Mit dem harten Silber übte Friedrich Wilhelm I. weiche Macht aus“, betont Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, „indem er nicht nur repräsentierte, sondern auch seine geschickte Heiratspolitik zur Schau stellte.“

Von den 85 silbernen Möbeln und Ausstattungsstücken, die der preußische König in Augsburg in Auftrag gegeben hatte, haben nur sechs überdauert, darunter die beiden Leuchter des Goldschmieds Johann Engelbrecht. „Alle weiteren Objekte des Silberschatzes“, so Markus Hilgert weiter, „fielen den Kriegen der Preußen zum Opfer, für deren Finanzierung der Staatsschatz nach und nach eingeschmolzen wurde. Die prunkvollen Kerzenständer sind politisches Instrument und effiziente Geldanlage zugleich. Sie zeigen uns noch heute, wie Preußen seine Macht mit allen Mitteln auszudehnen suchte.“

Über die Jahrhunderte im Besitz des Hauses Hohenzollern, kamen die beiden Kerzenleuchter 2017 auf den Kunstmarkt. Im November erwarb die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg die beiden Girandolen.

Förderer dieser Erwerbung: Kulturstiftung der Länder, Ernst von Siemens Kunststiftung, Rudolf-August Oetker-Stiftung, Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten e.V.