Restaurierter Rokoko für Ilmenau

Im Goethezimmer, einem historisch erhaltenen Raumensemble des Ilmenauer Amtshauses, in dem Goethe einst als sachsen-weimarischer Finanzminister wirkte, präsentiert das Goethe-Stadt-Museum Ilmenau einen Sekretär der Rokokozeit – eine Schenkung der Familie Heyge aus Arizona. Ursprünglich stammt er aus dem Besitz des Oberhofpredigers und Generalsuperintendenten Johann Friedrich Röhr (1777–1848), der die Trauerrede zu Goethes Bestattung am 26. März 1832 hielt. Möglicherweise verfasste Röhr an dem Ilmenauer Schreibsekretär, der um 1700 entstand, seine bewe­genden Worte zu Goethes Begräbnis. Über seine Enkelin kam der Sekretär schließ­lich in die Familie Heyge und fand im vergangenen Jahr seinen Weg zurück nach Ilmenau – an eine frühe Wirkungsstätte Goethes.

Zahlreiche Spenden, die auf einen Aufruf in Arsprototo, dem Magazin der Kultur­stiftung der Länder, eingingen, ermöglichten nun die Restaurierung des wertvollen Möbelstücks: Durch eine großzügige Spende des Vereins „mobile – Gesellschaft der Freunde von Möbel- und Raumkunst e.V.“, Potsdam, mit Unterstützung priva­ter Spender und des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder konnte der Sekretär nun wieder in seinen Originalzustand versetzt werden. Der Schreibschrank machte zwar einen guten Gesamteindruck, war jedoch im Lauf der Zeiten mit un­passenden „Zutaten“ versehen worden. So wurde das Innenleben mit einer blauen PVC-Folie ausgekleidet, die Schreibklappe in ent­stellender Form rot überbeizt und Kästen wurden falsch ergänzt. Die Kommodenschübe wurden mittig durchbrochen und hatten Schlösser und unpassende Schlüssel­schilder erhalten. Nicht nur das ele­gante Äußere des mit Nussbaum auf Nadelholz furnierten Aufsatzschreib­schrankes mit Bändern in Pflaume und Kirschbaum hat der Dresdner Restaurator Thomas W. Böhme aufgearbeitet, auch das „Innenleben“ setzte er in den ver­gangenen Monaten wieder in Stand: Er klebte ein am Originalbefund angelehntes Schrankpapier ein, versah Innenschübe mit neuen furnierten Fronten, überarbeitete die Schreibklappe und machte die raffinierte Zentralverriegelung wieder funktions­tüchtig. Der Fach­mann ergänzte Furniere und Profile und brachte die Restau­rierungsarbeiten mit einer zurückhaltenden Regenerierung der Politur zum Ab­schluss. Damit kann der Schreibschrank nun in neuem Glanz wieder in der Daueraus­stellung des Ilmenauer Museums präsentiert werden; dort beleuchtet man den zeitweiligen Aufenthaltsort der Weima­rer Herzöge und Goethes örtliches Wirken als Staatsbeamter, daneben werden aber auch Einblicke in die Ilmenauer Stadtgeschichte mit ihrer bedeuten­den Glas- und Porzellanherstellung sowie die für die Region bedeutende Bergbau­ge­schichte vermittelt.