Frühe Fotomalerei

Gerhard Richter: Portrait Dr. Knobloch, 1964
Gerhard Richter, Portrait Dr. Knobloch, 1964; Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Bildrechte: Gerhard Richter

Den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gelingt mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Sparkassen-Finanzgruppe der Ankauf eines repräsentativen Werks aus der frühen Fotomalerei des Künstlers Gerhard Richter (* 1932 in Dresden). Mit dem Ölgemälde „Porträt Dr. Knobloch“ aus dem Jahr 1964 gelangt eine weitere Arbeit Richters in die umfangreiche Präsentation des 1961 von Dresden nach Düsseldorf umgesiedelten Künstlers, der seit Jahren die Dresdner Sammlung im Albertinum mit Leihgaben seiner Werke unterstützt. 2006 wurde dort auch das Gerhard Richter Archiv gegründet, so dass sich Dresden zu einem Zentrum der Richter-Präsentation und -forschung entwickeln konnte. Für das „Porträt Dr. Knobloch“ verwendete Richter Schwarzweiß-Fotografien aus einem Passbildautomaten als Vorlage, die er vergrößerte und mit einer für seine Arbeiten aus dieser Zeit typischen Unschärfe vermalte. Eigentümlich unangreifbar erscheint die Porträtierte, es verschwimmen die Konturen und Linien, die plastische Wirkung geht verloren. Richter verweigert sich bei dieser Arbeit der langen Tradition europäischer Kunst, den Status, das Wesen oder ein Abbild im Porträt darzustellen.

Aus ökonomischen Gründen hatte Richter vor allem in den sechziger Jahren Porträtaufträge angenommen. Das Porträt der Krefelder Ärztin Dr. Gisela Knobloch, die damals zum Sammlerkreis um die Düsseldorfer Galerie Schmela gehörte, stellt ein markantes Beispiel für Richters Porträtmalerei dar, Richters Rezeption der amerikanischen Pop Art (es bestehen Ähnlichkeiten zu Andy Warhols frühen Auftragsbildnissen), wie auch Ansätze für entstehende abstrakte Bildstrategien des Künstlers sind erkennbar: Richters späteres Werk wird sich im malerischen Dualismus von realistischen und abstrakten Darstellungen bewegen, die sich bei dem neuerworbenen Porträt bereits ankündigen.

Dem „Porträt Dr. Knobloch“ wird in der neuen Sammlungspräsentation von Richter-Werken des Dresdner Albertinums 2010 eine zentrale Bedeutung zukommen.