Ensemblekunst

Der Zuschauerraum des Schauspiels Stuttgart bei seiner Wiedereröffnung
Der Zuschauerraum des Schauspiels Stuttgart bei seiner Wiedereröffnung

37 Monate statt zwölf waren sie am Ende verbannt aus ihrem Mutterhaus, wechselten von der Ausweichspielstätte, einem ehemaligen Autohaus, zurück in ihr scheinbar fertiges Schauspielhaus, um gleich wieder auszuziehen ins nächste Provisorium, weil – von der Drehbühne über elektrische Anschlüsse bis zu den Zuschauersitzen – kaum etwas funktionierte oder war wie es sein sollte. Das Ensemble des Schauspiels Stuttgart, vor und hinter der Bühne, strich kurzerhand die Theaterferien, alle stemmten sich gemeinsam gegen das Sanierungsdesaster in ihrem Theater: Sie begeisterten über drei Jahre, fernab des „richtigen“ Theaterbetriebs, in diesem künstlerischen Abenteuer trotz aller Widrigkeiten ihr Publikum und die Kritiker. Seit Oktober dreht sich jetzt endlich die Bühne, die ersten Inszenierungen gingen erfolgreich über die Bühne: Mit dem neuen Intendanten Armin Petras genießen alle ihr neues, strahlendes Haus – und freuen sich über den eben verliehenen Deutschen Theaterpreis „Der Faust“, den der Präsident des Deutschen Bühnenvereins Klaus Zehelein ihnen zusprach. Dafür, dass sie „die skandalöse Situation“ mit Mut und Improvisationskraft auf sich genommen hatten, die Umzüge mit „produktiver Gelassenheit“ ertragen haben. Der Deutsche Theaterpreis „Der Faust“, den u. a. die Kulturstiftung der Länder mit verleiht, ist seit einigen Jahren Deutschlands begehrtester Preis u. a. für Schauspieler, Regisseure, Tänzer, Sänger, Bühnenbildner, Choreografen, oder eben wie jetzt: für ein tolles Ensemble, in dem alle, von den Technikern bis zu den Künstlern, die Hauptrolle gegen alle Unbill zusammen spielten.