Eine Brühl’sche Herrlichkeit in neuem Glanz

Wie immer die Historiker den legendären Grafen von Brühl auch einschätzen mögen, eines ist unbestritten: Zum Glanz des barocken Dresden hat er durch die Brühl’sche Terrasse mit seinem Palais, der Bibliothek, der Gemälde­sammlung und dem Garten samt Belvedere ganz wesentlich beigetragen. Von den ortsfesten „Brühl’schen Herrlichkeiten“ sind heute allerdings nur noch Teile des Gartens erhalten, nur wenige Fragmente des Palais haben überdauert. An Mobilien existieren indes noch etliche Zeugnisse, allen voran die Gemälde, die 1768 an Katharina die Große verkauft wurden und noch heute zum Bestand der Eremitage in St. Petersburg gehören.

Der Schreibschrank stammt aus einer unbekannten Tischlerwerkstatt, die Lackmalereien werden Christian Reinow zugeschrieben, kurz vor 1749, 234 × 112 × 54 cm; Kunst­­ge­werbemuseum, Staatliche Kunstsammlung Dresden
Der Schreibschrank stammt aus einer unbekannten Tischlerwerkstatt, die Lackmalereien werden Christian Reinow zugeschrieben, kurz vor 1749, 234 × 112 × 54 cm; Kunst­­ge­werbemuseum, Staatliche Kunstsammlung Dresden

Nachdem Heinrich von Brühl 1763 verstorben war und postum der Verun­treuung und Unterschlagung von Staatsgeldern angeklagt wurde, trennte sich die Familie von vielem, was der kurfürst­lich-sächsische und königlich-polnische Premierminister zum Schmuck seines Palais in Auftrag gegeben hatte. Dazu gehörten unter anderem wertvolle Uhren und Möbel, die der sächsische Kurfürst für seine Sommerresidenz Pillnitz erwarb. Andere Stücke blieben in Brühl’schem Besitz, so auch der hier gezeigte Schreibschrank, der nach Schloss Seifersdorf gelangte – ein Besitz, den Graf Heinrich 1747 von Kurfürst Friedrich August II. übertragen be­kom­men hatte.

Heute befindet sich das repräsentative Möbel in Schloss Pillnitz, dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen Dresden. Dorthin passt es ganz hervorragend, spiegelt es doch im Kleinen den hier schon unter August dem Starken baulich umgesetzten Chinoiserie-Stil wider.

Die Zeitläufte freilich und die Reisen, denen das Stück unterworfen war, ließen vom alten Glanz bald nichts mehr erahnen. Und so kamen die Mittel des Freundeskreises gerade recht, um den Schreibschrank reinigen, restaurieren und schließlich im neuen Glanz wieder­erstrahlen zu lassen. Handwerklich war einiges gefragt, da das Möbel die Materialien Holz, Lack mit Goldmalerei und Metall verarbeitet und entsprechend unterschiedliche Reinigungs- und Konservierungsverfahren zur Anwendung kommen mussten. Die Mühe aber, so viel ist sicher, hat sich gelohnt – und damit auch das Engagement des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder!