Ein Tag – sechs Städte: Der „Marktplatz Kultur & Schule“
Das neue Projekt „Marktplatz Kultur & Schule“ der bundesweiten Bildungsinitiative „Kinder zum Olymp!“ der Kulturstiftung der Länder findet in sechs Städten und Gemeinden Sachsen-Anhalts erstmalig am 5. Juni 2012 statt. „Marktplatzorte“ sind: Dessau-Roßlau, Genthin, Merseburg, Naumburg, Sangerhausen und Wernigerode.
Anbieten, suchen, finden – die Assoziation mit einem bunten, lauten und lebendigen spätmittelalterlichen Markttreiben ist erwünscht: Künstler, Vertreter von Kulturinstitutionen, Lehrer sowie lokale Unternehmer treffen sich von 15 bis 17 Uhr an ausgewählten Veranstaltungsorten ihrer Kommunen, um neue kulturelle Projekte für Schülerinnen und Schüler zu planen.
Der Marktplatz ist eröffnet! Vor Ort begeben sich die Teilnehmer aus Schule, Kultur und Wirtschaft in verschiedene thematische Bereiche: „Bildende Kunst“, „Musik“, „Literatur“, „Theater“, um kulturelle Kooperationen zu vereinbaren. In allen Kommunen haben sich insgesamt bereits 88 Vertreter aus kulturellen Institutionen, 80 Lehrerinnen und Lehrer der Schulen vor Ort und 32 Teilnehmer aus verschiedenen Unternehmen und lokalen Betrieben angemeldet.
Mit dabei sind zum Beispiel die Stiftung Bauhaus Dessau und das Gymnasium Philanthropinum in Dessau-Roßlau, die Kabarettgruppe „Harzgeister Wernigerode“, die Technischen Werke Naumburg, das Waschmittelwerk Genthin GmbH und das Kulturhistorische Museum Schloss Merseburg. Schüler der Sekundarschule „Heinrich Heine“ in Sangerhausen suchen beispielsweise eine freie Fläche zur künstlerischen Gestaltung und finden auf dem „Marktplatz“ in den Stadtwerken Sangerhausen vielleicht einen guten Kooperationspartner.
Das Land Sachsen-Anhalt ist reich an Kulturorten und Welterbestätten – in den neuen kulturellen Projekten sollen Kinder und Jugendliche aus den beteiligten Kommunen diese kulturelle Vielfalt auf kreative Weise entdecken. So haben sie die Möglichkeit, unmittelbar an Kultur teilzuhaben, künstlerische Schaffensprozesse zu verstehen und selbst künstlerisch aktiv zu werden. Kulturinstitutionen und Künstler können ihrerseits die „Marktplatz-Plattform“ nutzen, um durch Kooperationsprojekte mit Schulen ein junges Publikum zu interessieren und zu gewinnen. Begeistert äußert sich auch Kultusminister Stephan Dorgerloh: „Ich freue mich, dass Sachsen-Anhalt das erste Bundesland ist, in dem der Marktplatz Kultur & Schule durchgeführt wird. Damit finden unsere Bemühungen um kulturelle Bildung eine bundesweite Beachtung. Ich wünsche mir und allen Teilnehmern viele interessante und bereichernde Projekte.“
Verbindliche Vereinbarungen für die gemeinsame Umsetzung guter Projektideen, unbürokratisch auf den Weg gebracht, sind das unmittelbare Ziel der Veranstaltung. Als zusätzlichen Anreiz dafür, dass die gefassten Pläne auch in konkrete Projekte umgesetzt werden, vergibt die Kulturstiftung der Länder in jeder Kommune einen Förderpreis in Höhe von 500 Euro, der in einigen Städten durch weitere Förderer aufgestockt werden konnte. Dieses Geld soll als Anschubfinanzierung für das überzeugendste Projekt dienen, das auf dem Marktplatz geboren und auch tatsächlich gemeinsam weiterentwickelt und realisiert wird.
„Kinder zum Olymp!“ reagiert mit diesen regionalen Treffen von Schule, Kultur und Wirtschaft auf die starke Nachfrage nach mehr Vernetzung, Professionalisierung und verlässlichen Strukturen in der kulturellen Bildung. Ziel ist es, kulturelle Bildung nachhaltig und flächendeckend zu gewährleisten. „Nach Möglichkeit soll langfristig jede interessierte Kommune in allen 16 Ländern Deutschlands einen jährlichen ‚Marktplatz’ einrichten, um damit die Chancen auf kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche erheblich zu erhöhen. Dafür setzen wir uns ein!“, so Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder. Über die Erfahrungen mit dem ersten „Marktplatz Kultur & Schule“ mit seinen rund 200 Teilnehmern wird die Kulturstiftung der Länder im Herbst 2012 berichten, um so eine Grundlage für eine mögliche Umsetzung auch in anderen Bundesländern zu schaffen.
Die Bildungsinitiative „Kinder zum Olymp!“ der Kulturstiftung der Länder setzt sich seit 2003 für eine bessere kulturelle Bildung, insbesondere für Kooperationen zwischen Kultur und Schule ein. Mit dem Pilotprojekt „Marktplatz Kultur & Schule“ agiert sie erstmalig lokal in Städten und Gemeinden.
Mit dem Veranstaltungskonzept adaptiert „Kinder zum Olymp!“ die von der Bertelsmann Stiftung entwickelte „Marktplatz-Methode“ für Kooperationen zwischen Unternehmen und Gemeinnützigen auf bisher einmalige Weise: eine Veranstaltung zeitgleich in sechs Städten mit Akteuren aus drei Bereichen – Kultur, Schule und Wirtschaft –, die sich vor Ort vernetzen und beim „Marktplatz Kultur & Schule“ Kooperationsabsichten besiegeln können.
Zum ersten Mal ist die Wirtschaft als neuer Partner bei „Kinder zum Olymp!“ mit im Boot, denn auch die ortsansässigen Unternehmen sind dazu eingeladen, sich für die kulturellen Projekte der Schülerinnen und Schüler zu engagieren und die Potenziale ihrer Kommune zu fördern. Auf Wunsch erhalten die beteiligten Firmen eine „kulturelle Gegenleistung“ – eine Ausstellung mit Werken, die die Schüler im Marktplatz-Projekt geschaffen haben, eine Theateraufführung, die aus der Kooperation einer Schule mit einem Theater hervorgegangen ist, eine Schülerlesung mit selbstverfassten Werken: Phantasie ist gefragt. „Die Schule soll auf das Leben vorbereiten. Was liegt daher näher, als dass sie auch zum Hort der Phantasie wird?“, so Michael George, Kulturamtsleiter aus Merseburg und selbst Marktplatzveranstalter.
Die Kulturstiftung der Länder sorgt für die zentrale Steuerung der „Marktplätze“ und die Gesamtkoordination inklusive Schulung und Vorbereitung der lokalen „Marktplatzorganisatoren“. Die Kommunen werden organisatorisch unterstützt durch Angehörige des Bundesfreiwilligendienstes sowie Teilnehmer am Programm „Freiwilliges Soziales Jahr im Kulturbereich“, deren Einsatz durch die Kulturstiftung der Länder gefördert wird.
Und wo liegt der Nutzen für die Kommunen? Indem das Pilotprojekt „Marktplatz Kultur & Schule“ zum gemeinsamen Handeln für mehr kulturelle Bildung anstiftet, setzt es neue Impulse für das kulturelle Leben in den Städten und Gemeinden und weckt die kreativen Potenziale auch kulturferner Zielgruppen. Die Kommune wird damit in besonderer Weise ihrem Bildungsauftrag gerecht. Als Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau, die in der Villa Krötenhof ihren ersten „Marktplatz“ eröffnet, wünscht Klemens Koschig „allen Beteiligten viel Spaß bei der kulturellen Tuchfühlung sowie zum Schluss der Veranstaltung zahlreiche Dates.“
Wichtige Partner der Kulturstiftung der Länder zur Realisierung dieses Projektes sind neben den teilnehmenden Kommunen und dem Kultusministerium Sachsen-Anhalt der Städte- und Gemeindebund Sachsen-Anhalt, die Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt und die Industrie- und Handelskammer Magdeburg.