Als Renaissance in Augsburg war

Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Freistaats Bayern und der Stadt Augsburg erwerben die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen aus Privatbesitz zwei ausgezeichnet erhaltene Gemälde – Altartafeln mit der Dar­stellung Jesu im Tempel und dem Tempelgang Mariens des Augsburger Malers Leonhard Beck (um 1475/80-1542) – für ihre Zweiggalerie, die Staatsgalerie Altdeutsche Malerei in der Augsburger Katharinen­kirche. Die erstrangigen Zeugnisse der Augsburger Malerei des frühen 16. Jahrhunderts befanden sich bereits seit 1961 als Leihgaben in den Bayerischen Staats­gemäldesammlungen und seit 1978 in der Katharinenkirche in Augsburg.

Die Tafeln im Format 170 x 105 cm verarbeiten Motive aus Dürers „Marienleben“, ihr mildes, warmtoniges Kolorit und der ausgeprägte Sinn für stoffliche Qualität und bürgerlichen Habitus ermöglichen eine stilistische Zuweisung zur alten Reichsstadt Augsburg. Die Gemälde gelten als malerisches Gegenstück zur Renaissancearchitektur der berühmten Fugger-Kapelle an St. Anna. Luftig und spannungsvoll sind die Figuren gruppiert, Architektur und Komposition der Dargestellten erschließen durch verwinkelte Blickführung eine große Bildtiefe.

Denkbar als Auftraggeber wurde von Gutachtern das Familienoberhaupt Jakob Fugger genannt, damals der reichste Kaufmann und Bankier Europas. Die Altarflügel stammen aus der Fuggerschen Kapelle der Dominikaner­kirche und fassten ursprünglich einen verlorenen Schrein mit der Krönung Mariens ein. Bis 1709 sind die bedeutenden Werke der Frührenaissance dort nachweisbar.

Als historische Zeugnisse der Zeit, als die Fugger von Augsburg aus europäische Geschichte schrieben, wie auch als herausragende Kunstwerke bleiben die Tafeln nun an ihrem Entstehungsort Augsburg für die Öffent­lichkeit erhalten. Gleichzeitig wird die Staatsgalerie nach fast zweijähriger Schließung wegen u. a. Sanierung im Dachbereich wieder geöffnet.

Zur Pressekonferenz in Augsburg wird der stellvertretende Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Dr. Martin Hoernes, anwesend sein.