Das Triumvirat der Freunde

Dietrich Hoppenstedt, Elmar Weingarten und Dieter Sellner: Seit fünfzehn Jahren prägen die drei Mitbegründer des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder auch als Vorstände das vielfältige Wirken des Förderkreises – nach erfüllten, spannenden Jahren verabschieden sie sich nun aus dieser engagierten Tätigkeit. Die Kulturstiftung der Länder verdankt ihnen nicht zuletzt, dass ihr Freundeskreis heute 207 – zusammen mit den Jungen Freunden sogar 297 – Mitglieder zählt, die sich gemeinsam u. a. für zahlreiche Rettungen von Kunstschätzen in Ost- und Mitteldeutschland einsetzen.

Auf der Mitgliederversammlung des Freundeskreises im November 2014 in Schloss Ludwigsburg: die scheidenden Vorstandsmitglieder Dieter Sellner, Dietrich H. Hoppenstedt und Elmar Weingarten (v.l.n.r.)
Auf der Mitgliederversammlung des Freundeskreises im November 2014 in Schloss Ludwigsburg: die scheidenden Vorstandsmitglieder Dieter Sellner, Dietrich H. Hoppenstedt und Elmar Weingarten (v.l.n.r.)

„Fragen Sie doch Herrn Dr. Hoppenstedt“, diesen Tipp befolgten Frank Däberitz, der damalige stellvertretende Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, und ich, als wir auf der Suche nach dem ersten Vorstandsvorsitzenden unseres neu zu gründenden Freundeskreises waren. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, einen hochrangigen, der Kunst und Kultur zugewandten, gut vernetzten Kreis von Menschen zu finden, der die Arbeit der Kulturstiftung der Länder unterstützen sollte. Für dieses Vorhaben brauchten wir eine überzeugende „Gallionsfigur“ und die hofften wir in Dietrich Hoppenstedt zu finden. Zu unserer Freude sagte er sofort zu, die ihm zugedachte Aufgabe zu übernehmen. Unser Kandidat war gerade zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes gewählt worden. Bereits in seinen vorherigen Funktionen im Sparkassenverband in Hannover hatte sich Dietrich Hoppenstedt einen fabelhaften Ruf als Förderer der Kunst und Kultur erworben, der weit über die Grenzen Niedersachsens gedrungen war.

Nun hieß es, weitere Vorstandsmitglieder zu gewinnen, und wieder hatten wir Glück: Dieter Sellner war unlängst für die Anwaltskanzlei Redeker, Sellner, Dahs nach Berlin gezogen, um deren neuem Standort Berlin Gewicht zu verleihen. Schnell stellte sich heraus, dass auch er geprägt war von einer großen Begeisterung für Kultur, die nicht zuletzt durch seine Verwandtschaft mit Gustav Rudolf Sellner, dem langjährigen Intendanten der Deutschen Oper Berlin, begründet war. Die Vorstellung, sich von Berlin aus ebenfalls für Kunst und Kultur einzusetzen, machte dem Neffen sichtlich Spaß: Wir hatten unser zweites Vorstandsmitglied gewonnen.

Der dritte im Bunde, Elmar Weingarten, war uns durch Dietrich Hoppenstedt empfohlen worden: Von Haus aus Soziologe und Musikmanager, war er seinerzeit als Intendant der Berliner Philharmoniker bestens vertraut nicht nur mit der Berliner Kulturszene und gab ebenfalls spontan seine Einwilligung, bei uns mitzuwirken. Komplettiert wurde der erste Vorstand durch den jungen Anwalt Jan Hegemann, auf den uns Peter Raue hingewiesen hatte, Michael Fernholz, der als Vertreter der Deutschen Bank und intimer Kenner der Berliner Politik zu uns kam, sowie Heinrich von Mettenheim, einen kunstsinnigen Rechtsanwalt aus Frankfurt.

Wenig später, im Herbst 1999, fand die Gründungsveranstaltung des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder statt. Danach machte sich der neue Vorstand mit viel Elan unter der Leitung von Dietrich Hoppenstedt an die Arbeit. Von der Seite der Kulturstiftung aus lange perfekt unterstützt durch Britta Kaiser-Schuster als Geschäftsführerin, der nach fast dreizehnjähriger Tätigkeit Martin Hoernes folgen sollte.

Neben der Aufgabe, tatkräftige Mitglieder des Freundeskreises zu finden, galt es zunächst, eine Förderstrategie zu entwickeln und erste überzeugende Förderprojekte zu identifizieren, denn der Freundeskreis sollte ja nicht nur Werbeträger für die Kulturstiftung sein, sondern zugleich auch Gelder für die Unterstützung der Arbeit zusammentragen. Sehr schnell einigten wir uns darauf, dass der Freundeskreis vor allem bei Restaurierungsprojekten in den Neuen Ländern tätig werden sollte.

 

Für die Kulturstiftung der Länder wurde der Freundeskreis mit seinem Vorstand bald zu einem unverzichtbaren Partner, nicht nur weil mit seiner Hilfe wichtige Projekte gefördert werden konnten, sondern weil sich durch den Freundeskreis das Netzwerk der Kulturstiftung sehr stark erweiterte und uns mit dem Vorstandsvorsitzenden Dietrich Hoppenstedt neben unserem Stiftungsrat ein weiterer erfahrener Ratgeber zur Seite stand. Dabei halfen uns nicht zuletzt die guten Verbindungen in die Politik, die Dietrich Hoppenstedt seit seiner Zeit als Staatssekretär in Niedersachsen, aber natürlich auch in seiner Funktion als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes gepflegt und ausgebaut hatte. Durch seine zusätzliche Mitgliedschaft im Kuratorium der Kulturstiftung war Dietrich Hoppenstedt rasch mit allen Projekten der Stiftung vertraut und wusste auch in schwierigsten Situationen Rat. So zum Beispiel, als es um den Ankauf des Gemäldes von Caspar David Friedrich „Der Watzmann“ für die Staatlichen Museen in Berlin ging. Bei einer Einladung zur Celler Hengstparade schilderte ich ihm das schier unlösbare Problem. Das kostbare Werk war an die Erben des früheren jüdischen Eigentümers, der es unter Verfolgungsdruck 1937 hatte verkaufen müssen, restituiert worden. Um es für die Alte Nationalgalerie zu erhalten, entschied sich auf Betreiben Dietrich Hoppenstedts die Deka-Bank als Mitglied der Sparkassen-Finanzgruppe dazu, den „Watzmann“ von der Erbengemeinschaft zurück zu erwerben und dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen. Und den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder gewann Hoppenstedt dafür, das Gemälde auf einem Festakt im März 2004 schließlich wieder in die Obhut der Sammlung auf der Museumsinsel zu übergeben, wo dieses Schlüsselwerk der deutschen Romantik heute im Caspar-David-Friedrich-Saal einen zentralen Platz hat.

Auch die anderen Vorstandsmitglieder wurden in vielfältiger Hinsicht Helfer der Kulturstiftung. So zum Beispiel Dieter Sellner, der die Stiftung mit großer Geduld in allen Satzungsangelegenheiten und anderen grundsätzlichen juristischen Fragestellungen höchst erfolgreich unterstützte.

Besondere Freude bereitete mir der Beschluss des Vorstandes des Freundeskreises, mir bei meinem Ausscheiden aus der Kulturstiftung der Länder als „Abschiedsgeschenk“ einen großzügigen Scheck zu Gunsten der gerade frisch gegründeten James-Simon-Stiftung zu übergeben. Die Spende half mit, James Simon, den großen Mäzen der Berliner Museen, wieder in das Gedächtnis der Öffentlichkeit zu bringen. Nach ihm wird nun zum Beispiel die neue Eingangshalle der Museen auf der Museumsinsel benannt werden, und seine Büste steht in Blickverbindung zur berühmten Nofretete, deren Ausgrabung James Simon durch seine Förderung der Grabungskampagne erst möglich machte. Der Vorstand des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder half also mit, einen großen Mäzen zu ehren. Nicht allein für diese noble Geste, sondern für alles, das in den vergangenen fünfzehn Jahren von Dietrich Hoppenstedt, Elmar Weingarten und Dieter Sellner für den Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder geleistet wurde, sei an dieser Stelle auf das allerherzlichste gedankt.