Briefe von Böll

Im Historischen Archiv der Stadt Köln befindet sich bereits ein erheblicher Teil des Vorlasses, den die Stadt zu Lebzeiten Heinrich Bölls erworben hatte. Nun ist es der Stadt gelungen, den verbliebenen Teil des literarischen Nachlasses sowie das Privatarchiv ihres Ehrenbürgers für Köln zu sichern. Die Kulturstiftung der Länder unterstützte jetzt den Ankauf.

Zusätzlich zu den schon vorhandenen Manuskripten und Materialien von Heinrich Bölls bekannten Werken gelangen nun auch unveröffentlichte Arbeiten der Zeit vor 1945, Manuskripte zu Romanen, Rezensionen und Übersetzungen nach 1945 sowie etwa 2.400 Briefe Bölls, aus denen besonders das Konvolut der „Kriegsbriefe“ an seine Frau Annemarie herausragt, in das Historische Archiv der Stadt Köln. Teil­weise geht auch Bölls Korrespondenz mit dem Künstler HAP Grieshaber in das Historische Archiv über, die sowohl politisch bedeutsam ist als auch reich mit Aqua­rellen, Gouachen oder Holzschnitten geschmückt. Sie wird besonders für zukünftige Ausstellungen von besonderem Reiz sein.

Außergewöhnliche Strukturskizzen ­– teilweise großformatige schematische Struk­tur­zeichnungen seiner Buchvorhaben in Farbe – machen den Nachlass Heinrich Bölls zu einer Schatztruhe für künftige Forschungen zu seinem Werk. Hinzu­kommen, in bemerkenswerter Fülle, Dokumente zu Leben und Werk Bölls, von seiner Geburts­urkunde bis zu Unterlagen zur Verleihung des Nobelpreises 1972.

Heinrich Böll (19171–985) avancierte in den 1950er Jahren mit seinen Werken „Wo warst du, Adam?“ (1951), „Und sagte kein einziges Wort“ (1953), „Billard um halbzehn“ (1959) zu einem der bekanntesten deutschen Autoren und wurde in den folgenden Jahrzehnten mit seinen Bucherfolgen wie „Ansichten eines Clowns“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ und „Gruppenbild mit Dame“ zu einem der meistgelesenen deutschen Autoren weltweit. 1972 wurde Heinrich Böll der Literaturnobelpreis verliehen. Als linksintellektueller Schriftsteller meldete sich Böll auch immer wieder zeitkritisch zu Wort, so in seinem Plädoyer für einen menschlichen Umgang mit den RAF-Terroristen bei ihren Prozessen, in seiner Auseinandersetzung mit den Methoden der Springer-Berichterstattung, seinem Engagement für die Friedensbewegung der 1980er Jahre oder seiner kritischen Haltung zur katholischen Kirche.