Brahmsiana für Lübeck

Dem Brahms-Institut, der zentralen Sammlungsstätte von Brahmsiana, gelingt mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein und der Possehl-Stiftung Lübeck der Ankauf einer eigenhändigen Reinschrift der ersten vier Lieder der Chorsätze op. 62 von Johannes Brahms. Seit den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts verschollen geglaubt, wurden die Autographen von Nachkommen des aus Deutschland in die USA emigrierten Besitzers Dr. Joseph Deutsch angeboten, der die Handschriften von der ebenfalls in den 1930er Jahren emigrierten Vorbesitzerin, einer Patientin, in den 1950er Jahren geschenkt bekommen hatte. Die Stichvorlage zu Johannes Brahms’ Chorliedern befindet sich bereits im Lübecker Brahms-Institut.

Johannes Brahms’ Reinschrift zu Ostern 1874 für seinen in Bremen ansässigen Freund, den Musikdirektor Carl Reinthaler, stellt ein wertvolles authentisches Quellendokument zur bislang unvollständigen handschriftlichen Überlieferung der Chorsätze „Sieben Lieder für gemischten Chor“ op. 62 dar und bietet gleichzeitig ein Zeugnis der deutschen Literaturrezeption in Form prominenter Vertonungen. Aus Achim von Arnims und Clemens Brentanos berühmter Sammlung der Heidelberger Romantik „Des Knaben Wunderhorn“ verarbeitete Brahms die Gedichte „Es wollt’ ein Jungfrau früh aufsteh’n“ (bei Brahms „Rosmarin“) und „Spazieren wollt’ ich reiten“ (bei Brahms „Von alten Liebesliedern“); von Paul Heyse (1830-1914), der 1910 als erster deutscher Belletrist den Nobelpreis für Literatur erhielt, stammen die märchenhaften Gedichte „Waldesnacht“ und „Dein Herzlein mild“. Das Lied „Waldesnacht“ gehört zu Brahms’ berühmtesten Chorliedern.

Gerade auch im Hinblick auf die intensive Zusammenarbeit des Brahms-Instituts mit der neuen Brahms-Gesamtausgabe in Kiel stellen die Handschriften einen großen Gewinn für Lübeck dar.

Zum Pressetermin um 17 Uhr und zur öffentlichen Präsentation am 3. Mai um 18 Uhr in der Musikhochschule Lübeck wird der stellvertretende Generalsekretär der Kultur­stiftung der Länder, Dr. Martin Hoernes, anwesend sein.