Bücher auf Umwegen

Seit 2009 finden regelmäßig Treffen des Deutsch-Russischen Bibliotheksdialogs statt, um über die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges, die Verlagerungen von Buchbeständen und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu sprechen. Nach Treffen in Moskau, Berlin, Perm, Leipzig und Saratow ist am 23. und 24. Mai 2016 die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) Gastgeberin des sechsten Bibliotheksdialogs. Die vertragliche Grundlage für die Kulturbeziehungen bildet das Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen Föderation über kulturelle Zusammenarbeit vom 16. Dezember 1992.

Die von der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und von dem russischen Kulturministerium geförderte Tagung wird von den beiden Sprechern Barbara Schneider-Kempf (Berlin) und Wadim Dudá (Moskau) eröffnet. Die russischen und deutschen Beiträge sind der Rekonstruktion verlagerter Sammlungen, der Provenienzforschung und den Möglichkeiten digitaler Erschließung und Präsentation gewidmet. Ein Sammelband der ersten fünf Tagungen wird in Dresden präsentiert. In 36 Beiträgen dokumentiert er bisherige Erkenntnisse und die inhaltliche Vielfalt des Dialogs, z.B. über die Spurensuche nach der Wallenrodt’schen Bibliothek in Königsberg, über die Arbeiten mit Verlustkatalogen, über die Rückführung der Esterhazy-Sammlung nach Österreich oder über die Erfahrungen des seit 2005 ebenfalls bestehenden russisch-deutschen Museumsdialogs. Dieser Tagungsband ist der verstorbenen Bibliotheksdirektorin Jekaterina Genijewa (1946-2015) gewidmet, die den Bibliotheksdialog von Anfang an prägte.

Ihr Nachfolger Wadim Dudá, Generaldirektor der Allrussischen Staatlichen Rudomino-Bibliothek für ausländische Literatur in Moskau, berichtet bei der Dresdner Tagung über die Digitalisierung wertvoller Buchbestände. Die deutschen Bibliotheken in Berlin und Bremen, Dresden und Weimar, Gotha und Leipzig sehen viele Möglichkeiten wissenschaftlicher Zusammenarbeit in digitalen Netzwerken. „Die Digitalisierung unserer reichen Bibliotheksbestände“, so Gastgeber Prof. Dr. Thomas Bürger (SLUB Dresden), „hat der internationalen Forschung neue Impulse gegeben und eröffnet der kulturellen Zusammenarbeit innovative Kooperationsmöglichkeiten. Umso mehr freuen wir uns auf den Wissensaustausch und die weitere Zusammenarbeit mit den russischen Kolleginnen und Kollegen.“

Wenn Sie als Gast an dem zweisprachigen Programm (deutsch, russisch) teilnehmen wollen, ist eine persönliche Anmeldung aus organisatorischen Gründen erforderlich: Generaldirektion@slub-dresden.de oder Tel. 0351-4677-123.