Junger Fritz

Das soll der „Alte Fritz“ sein? Hager, asketisch, im schlichten blauen Rock – so kennt man ihn eigentlich, den preußischen König und Reformer Friedrich II. Im Jahr 1743 jedoch setzte ihn der Berliner Porträtmaler David Matthieu als jungen ehrgeizigen Heerführer im Ersten Schlesischen Krieg von 1740–42 in Szene: Mit Brustpanzer und reich bestickter Uniform, rosigen Wangen und nur leicht gepudertem Haar besiegte der frisch gekrönte Preußenkönig die Habsburger und begründete damit seinen großen Ruhm. Pate für das Friedrich-Bildnis stand sicher ein bereits zur Kronprinzenzeit entstandenes Gemälde des Hofmalers Antoine Pesne, denn der große Friedrich saß schon seit seiner Krönung im Jahr 1740 nicht mehr Modell. Kurz nach seiner Thronbesteigung marschierte Friedrich II. ins damals österreichische Schlesien ein. Seine militärischen und diplomatischen Erfolge im Ersten Schlesischen Krieg (1740–1742), aber auch seine Aufsehen erregenden Reformen, wie die weitgehende Abschaffung der Folter, schufen eine starke Nachfrage nach Bildnissen des jungen preußischen Königs.

Der Berliner Porträt- und Miniaturmaler David Matthieu (1697–1755) wählte 1743 als Vorlage ein zehn Jahre altes, weit verbreitetes Gemälde Pesnes und passte es der aktuellen Situation an: Dem König im Krieg gibt Matthieu hier aber vorsorglich auch noch die Herrscherinsignien Krone, Zepter, Reichsapfel und Hermelin mit in die Schlacht; im Bildhintergrund kämpfen die Husaren. Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder konnte dieses für die Chronologie dringend benötigte, zeitgenössische Friedrich-Porträt vom Militärhistorischen Mu­seum in Dresden erworben werden. Im Bereich „Schlesische Kriege“ soll dem Be­sucher nicht das bereits asketisch stilisierte Altersbild mit hagerem Gesicht und schlichtem blauen Uniformrock begegnen, sondern der ehrgeizige junge Feldherr – ein Friedrich-Bild, das im kollektiven Gedächtnis weit weniger präsent ist als der „Alte Fritz“.

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden wurde das Porträt unlängst noch behutsam restauriert und kann nun in altem Glanz im von Daniel Libeskind umgebauten und erweiterten Militärhistorischen Museum Dresden den Kult um den Preußenkönig eindrucksvoll bezeugen.