Zusammenspiel

Gemeinsam tanzen sie auf der Straße, in Turnhallen, großen Museen und in der Natur: Kinder, Laien, Profis, Geflüchtete und Menschen mit Behinderung begegnen sich in den Performances des französischen Choreographen Eric Minh Cuong Castaing. Die Marseiller Kompanie „Shonen“ zeigt die soziale und kulturelle Vielfalt der Gesellschaft; auf dem Düsseldorfer Kongress beweist Castaing, dass ein künstlerischer Akt immer auch politisch ist. Türkisch für Anfänger heißt es in der Grundschule Lämmersieth: Wer möchte, kann den Unterricht in der Hamburger Schule bilingual erleben und die jeweils andere Kultur über die Sprache früh entdecken. Kräuter pflanzen mitten in der Stadt, Möbel bauen aus Müll für öffentliche Plätze: Die Bürger von morgen, die Kinder von Nicosia, animiert der zypriotische Wissenschaftler und Künstler Achilleas Kentonis mit gemeinsamen Aktionen zu Verantwortungsbewusstsein und Weltoffenheit. In Düsseldorf beschreibt Kentonis, wie seine Projekte direkt und unmittelbar das gesellschaftliche Zusammenleben beeinflussen.

Drei der vielfältigen Beispiele aus der internationalen Praxis der kulturellen Bildung, die mit mehr als 400 Akteuren beim Kinder zum Olymp!-Kongress vertreten ist. Die Kulturstiftung der Länder veranstaltet die zweitägige Konferenz gemeinsam mit der Kulturstiftung des Bundes und der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb. Referenten aus Deutschland, Belgien, Brasilien, Frankreich, Marokko und Zypern kommen in Düsseldorf zusammen, um miteinander zu diskutieren: Wie hat die kulturelle Bildung die Herausforderungen durch vermehrte globale Einflüsse aufgenommen? Was ist im Kontext der Kooperation von Kultur und Schule möglich? Wie gehen andere Länder mit kulturellen Wandlungsprozessen um? Ist diese Praxis übertragbar? Wie können Kulturen voneinander lernen?

Thomas Krüger, Präsident der bpb, erläutert zum Kongressauftakt die Herausforderungen für die trans-kulturelle Bildung der Zukunft, die aus dem globalen kulturellen Wandel resultieren. Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, widmet sich in ihrem Vortrag der Kulturvermittlung in einer global vernetzten Welt. Wie eine kulturell heterogene Gesellschaft wie die Brasiliens von einer starken Kunstvermittlung profitiert, beschreibt Magaly Cabral, Direktorin des Museu da República, Rio de Janeiro.

Neben Vorträgen stehen interaktive Gesprächs- und Praxisforen im Zentrum des Kongresses. Das Sidi Moumen Cultural Center, das in einem Brennpunktviertel in Casablanca mit Kultur gegen Gewalt und Radikalisierung von Jugendlichen ankämpft oder die Kunstsammlung NRW, deren „Internationale Klassen“ aus geflüchteten und lokalen Schülern den Kanon westlicher Kunst hinterfragen, liefern Praxisszenarien für die Frage, wieviel Raum dem Interkulturellen in der kulturellen Bildung zusteht. Was passiert, wenn global auf kommunal trifft, reflektiert das Forum zu kulturellen Vermittlungs- und Integrationsangeboten in deutschen Kommunen. Anregungen bieten u. a. die Filmemacher des „Young Dogs“-Projekts in Dortmund und das Bremer Format „I’m here!“, das unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen über Fotografieren und Theaterspielen die Ankunft im neuen Umfeld erleichtern will. Wie vermitteln Künstler zwischen den Welten? Wie organisieren weiterführende Schulen den interkulturellen Diskurs? Öffnen sich Institutionen genügend den diversen kulturellen Einflüssen? Neben Erfolgsgeschichten können auch Misserfolge und gescheiterte Projekte in den Foren diskutiert werden.

Praxisforen versetzen Kongressteilnehmer in die Schülerrolle: Unter professioneller Anleitung erleben sie kulturelle Bildung einmal von der anderen Seite – erschaffen bewegte Bilder in der „Tanzstunde“, erfahren an Stillleben und einer Videoinstallation Nam June Paiks Kunstvermittlung am Objekt und erlernen ausgehend von Thomas Saracenos begehbarer Netzinstallation in der „Medienstunde“ im K21 die Greenscreen-Technik.

14 Jugendliche der neugegründeten Bürgerbühne des Düsseldorfer Schauspielhauses beschließen den ersten Kongresstag: Ihre Produktion von „Ein Sommernachtstraum“ interpretiert Shakespeares Vorlage mit selbstironischen Bezügen zur eigenen Lebenswelt.

Kooperationspartner des Kongresses sind das Düsseldorfer Schauspielhaus, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, das Tanzhaus NRW und das Museum Kunstpalast. Der Kongress wird gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport und dem Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Am Vorabend des Kongresses, am 26. April um 18 Uhr, verleiht die Staatsministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, den Sonderpreis „Kultur öffnet Welten 2017“ im Düsseldorfer Schauspielhaus im Central.