hölzerne Büste der stillenden Maria mit Jesuskind
ERWERBUNGSFÖRDERUNG

Stillende Muttergottes zurück im Berliner Bode-Museum

Der Kaiser Friedrich Museumsverein hat für die Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin im Bode-Museum die spätmittelalterliche Reliquienbüste einer Maria lactans zurückerworben

Der Kaiser Friedrich Museumsverein hat für die Skulpturensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin im Bode-Museum die spätmittelalterliche Reliquienbüste einer Maria lactans zurückerworben. Die Provenienz des Werks spiegelt die ambivalente Geschichte der Berliner deutsch-jüdischen Sammlungstradition zwischen Mäzenatentum und Verfolgung wider. Die Büste gehörte zunächst dem bedeutenden Kunstsammler Benoît Oppenheim (1842–1931), danach dem Bankier Jakob Goldschmidt (1882–1955). 1936 zwangsversteigert und von den Berliner Museen erworben, wurde die Skulptur 2022 restituiert. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 20.000 Euro.

Dazu Dr. Christine Regus, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder: „Ich freue mich sehr, dass es geglückt ist, dieses herausragende Werk der Bildschnitzerkunst des frühen 16. Jahrhunderts für das Bode-Museum zurückzuerwerben. Mit der Präsentation in der Kabinettausstellung zur Sammlung Oppenheim würdigt das Museum nicht nur die Geschichte bürgerschaftlichen Engagements und die herausragende Rolle deutsch-jüdischer Sammler und Mäzene für die Berliner Museen vor 1933.  Es macht auch anschaulich, wie eng Sammlungsgeschichte und Zeitgeschichte miteinander verwoben sind und wie wichtig es ist, dass Museen ihre eigene Geschichte kritisch reflektieren.“

Bei der um 1510/20 entstandenen vollrund geschnitzten Skulptur der stillenden Jungfrau Maria mit dem Jesuskind handelt es sich um ein Büstenreliquiar. Dieses diente der Aufbewahrung und Verehrung von Reliquien in der privaten Andacht. Stilistisch lässt sich die Entstehung der Büste in Ulm verorten, eines der führenden Zentren spätgotischer Bildschnitzerkunst. Charakteristisch sind die lebendige Ausgestaltung der Haare und das idealisierte, fein gestaltete Gesicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit war die Büste ursprünglich vergoldet. Fein gearbeitete Details wie die verrutschte Kette am Kronreif der Maria und die weiche Ausgestaltung der Falten ihres Gewandes zeugen von der besonderen Qualität der Arbeit.

Es ist dokumentiert, dass sich Büste der Maria lactans 1907 in der Sammlung des Bankiers Benoît Oppenheim (1842–1931) befand. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Kaiser Friedrich Museumsvereins, dem Förderverein der Berliner Gemäldegalerie und der Skulpturensammlung im Kaiser-Friedrich-Museum, dem heutigen Bode-Museum. 1928 gelangte sie in den Besitz von Jakob Goldschmidt. Er wurde im Nationalsozialismus als Jude verfolgt und konnte 1936 in die Schweiz emigrieren. Seine umfangreiche Kunstsammlung wurde von den Behörden beschlagnahmt und zwangsveräußert. Noch im selben Jahr wurde die Maria lactans von den Berliner Museen erworben. Nach der Restitution an die Erben Goldschmidts im Jahr 2022 gelangte das Werk in den Handel und konnte 2025 wiedererworben werden.

Das Büstenreliquiar ist ab dem 28. November in einer Kabinettausstellung im Bode-Museum zu sehen. Dort wird die Maria lactans zusammen mit weiteren Exponaten der Sammlung Oppenheim aus dem Bestand des Bode-Museums gezeigt. Die Schau würdigt erstmals die Person Benoît Oppenheim, der wie Jakob Goldschmidt aus einer jüdischen Familie stammte und zu den bedeutendsten Berliner Kunstsammlern des frühen 20. Jahrhunderts zählte.

Weitere Förderer: Friede Springer Stiftung

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