Schöne Madonna für Berlin

Die Thronende Muttergottes im Berliner Bode-Museum, entstanden um 1400
Die Thronende Muttergottes im Berliner Bode-Museum, entstanden um 1400

Die Skulpturensammlung im Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel freut sich über eine spektakuläre Neuerwerbung: Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung gelingt den Staatlichen Museen zu Berlin der Ankauf der vermutlich einzigen in Deutschland gefertigten Steinskulptur einer thronenden „Schönen Madonna“ des „Schönen Stils“, um 1400. Präsentiert wird der Ankauf am 27. Mai um 18 Uhr in der Basilika des Bode-Museums.

Nach dem schmerzlichen Verlust einer Pietà aus Baden bei Wien, die beim Brand im Flakturm Friedrichshain 1945 fast vollständig zerstört wurde, bot sich jetzt dem Bode-Museum die einmalige Gelegenheit, ein weiteres Schlüsselwerk des „Schönen Stils“, der Ende des 14. Jahrhunderts am Prager Hof entstand, für Berlin zu sichern. Diese Bildhauerkunst setzte sich bald von Bern bis Danzig und von Transsylvanien bis zum Rheinland mit ihren dynamischen Kompositionen und ihrer emotionalen Ausdruckskraft durch: Formal wie psychologisch spannungsreich wurden Details akribisch wiedergegeben, so dass teilweise fast abstrakte Partien entstanden. Die spätmittelalterliche Frömmigkeit der Prager Bildhauer drückte sich in der gleichzeitig sinnlichen und doch zurückhaltenden Gestaltung der Madonnenfiguren aus.

Bei einer Materialanalyse der „Schönen Madonna“ ließ sich der „Obere Schwammkalk“ des bayerischen Altmühltals nachweisen – somit ist sie das einzige nachweislich in Deutschland geschaffene Hauptwerk des Schönen Stils. In sehr gutem Erhaltungszustand zeigt die Figur der Madonna zahlreiche ältere Fassungsreste, wie z.B. das Rot des Kleides und der Lippen, das Gold der Haare, des Gürtels und des Mantelsaumes sowie im Antlitz der Madonna. Das Fehlen der Hände Marias und die Entfernung des Christuskindes können die Wirkung des qualitätvollen Bildwerks kaum beeinträchtigen. Die Skulptur war bis vor kurzem durch einen jüngeren Anstrich entstellt und daher der Forschung nicht bekannt.

Bei seinem Besuch auf der letztjährigen Kunstmesse TEFAF in Maastricht stockte Dr. Julien Chapuis, dem Leiter der Berliner Skulpturensammlung, deshalb bei seiner Entdeckung der „Schönen Madonna“ der Atem: „Skulpturen dieses Ranges zählen auf dem Kunstmarkt zu den größten Seltenheiten. Dass ein Schlüsselwerk im Schönen Stil von dieser Größe und in diesem Erhaltungszustand noch zu erwerben sei, hätte ich nie für möglich gehalten.“