Regensburger Goldstücke

Jahrhunderte wanderten sie von Hand zu Hand, selten eingehend betrachtet, doch  Kunstobjekte im Miniaturformat – Münzen: edelmetallene Zeugnisse sich wandelnder Zeiten. Mit 32 prachtvollen Geprägen erwirbt das Historische Museum in Regensburg rare Dokumente der Stadtgeschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Die Numismatika erinnern an Kaiser, Dynastien sowie wichtige Ereignisse und überliefern historische Bilder des Bistums und der Reichsstadt. Die Münzprägung – Ausdruck des Kunstsinnes und Selbstbewusstseins der Regensburger Bürgerschaft – hat eine lange Tradition: War das Münzrecht seit dem 10. Jahrhundert doch eines der zentralen Rechte der Stadt, das ihr bis zum Ende des Alten Reiches 1806 erlaubte, sich in Münzen vom kleinen kupfernen Alltagsgeld bis zu goldenen Repräsentationsgeprägen selbst darzustellen und den Rang ihrer Stadt zu betonen.

6 Dukat, Regensburg o.J., Gold, Münzmeister Georg Christoph Busch, Stempelschneider Johann Leonhard Oexlein, Ansicht der Steinernen Brücke mit zwei Engeln, die das Reichs- und Stadtwappen halten; © Historisches Museum Regensburg
6 Dukat, Regensburg o.J., Gold, Münzmeister Georg Christoph Busch, Stempelschneider Johann Leonhard Oexlein, Ansicht der Steinernen Brücke mit zwei Engeln, die das Reichs- und Stadtwappen halten; © Historisches Museum Regensburg

Pfennige, Heller, Kreuzer, Batzen, Taler und Dukaten: Die mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder erworben ehernen Kleinode umfassen ein breites Spektrum historischer Münztypen. Prunkstück des Ankaufs ist ein 6-Dukat, mit rund 21 Gramm reinstem Edelmetall ein neuzeitlicher Goldgigant. Johann Leonard Oexlein (1715–1787) – einer der bedeutendsten Stempelschneider des Rokoko – gravierte mit Akkuratesse den Dom St. Peter und die sich über die Donau spannende Steinerne Brücke mit ihren ursprünglich drei Türmen spiegelbildlich in den Münzstempel. Die reizvolle Regensburger Stadtansicht auf der Vorderseite des repräsentativen Prachtgepräges krönte Oexlein mit zwei, das Stadtwappen haltenden Engeln. Eine weitere jüngst erworbene Rarität unter den Regensburger Münzprägungen ist der silberne Reichstaler von 1745. Die Hauptseite zeigt detailliert in herrlicher Tönung den für Reichstagsversammlungen genutzten Rathaussaal zur Erinnerung an den 29. November jenes Jahres, als die Reichsrats-Gesandtschaften dort tagten. Auf der Kehrseite ist der frisch gekrönte Kaiser Franz I. (1708–1765) im Medaillenrund verewigt. Doch es sind nicht nur die mächtigen Münzen, die kostbar sind: So verbirgt sich hinter einem unscheinbaren, 1621 nur einseitig gestanzten Pfennig mit den gekreuzten Schlüsseln des Regensburger Wappens das einzige heute bekannte Exemplar.

Das Historische Museum der Stadt Regensburg schließt mit den 32 auf einer Auktion Ende letzten Jahres in Osnabrück ersteigerten Münzen gezielt Lücken seiner bedeutenden Sammlung städtischer Gepräge des Mittelalters und der Neuzeit. Die aus Karl Walter Bachs renommierter Spezialsammlung Regensburger Prägungen stammenden Preziosen komplettieren als historische wie kunstwissenschaftliche Zeitdokumente die Münzkollektion des Hauses.