Ensemble in Gold und Purpur

„Gold. Purpur. Großes Zimmer“ notiert Karl Friedrich Schinkel um 1820 auf der Entwurfsskizze eines prunkvollen Möbelensembles. Beauftragt von Prinz Carl von Preußen (1801–1883) fertigt der Architekt eine vergoldete Sitzgruppe für die königliche Familie im Berliner Schloss Glienicke an. Der um 1826/27 entstandene Möbelsatz besteht aus einem Kanapee, drei gepolsterten Stühlen und drei Armlehnsesseln, die allesamt durch filigrane Schnitzarbeiten, prunkvolle Ausstattung und Vergoldung bestechen. Völlig unerwartet tauchte das seltene Zeugnis höfischer Wohnkultur aus dem 19. Jahrhundert auf dem italienischen Kunstmarkt auf. Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Stiftung „pro Sanssouci“, gelang der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) 2009 der Erwerb der Möbel, die nach aufwendiger Restaurierung wieder Einzug in Schloss Glienicke erhielten. Der Erhalt der Entwurfsskizze Schinkels ist eine Seltenheit und ein wichtiges Indiz für die royale Herkunft der Möbel: Die Farbkombination von Purpur und Gold war traditionsgemäß den wohlhabenden Königsfamilien vorbehalten.

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Karl Friedrich Schinkel, vergoldete Sitzmöbelgarnitur für das Palais Prinz Friedrich in Berlin, um 1826/27 entstanden. Im Bild: Kanapee, gepolsterte Stühle und Armlehnsessel. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg © Foto: Wolfgang Pfauder

Weitere originale Möblierung aus der königlichen Epoche erhielt sich auf Schloss Glienicke leider nicht. Vermutlich gelangte das kostbare Inventar über den Enkel des Prinzen Carl, Prinz Friedrich Leopold von Preußen, in dessen Villa im schweizerischen Lugano. Umso mehr begrüßt die SPSG den Fund der Schinkel-Sitzgruppe, anhand derer der Hauptraum im Obergeschoss des Glienicker Schlosses wieder eingerichtet werden kann. Das reich bebilderte Patrimonia-Heft informiert über historische Hintergründe und die Entstehungsgeschichte des Möbelensembles. Abbildungen des Vor- und Nachzustands der Möbelstücke dokumentieren eindrucksvoll und detailliert den aufwendigen Prozess der Restaurierung: Neben der Rekonstruktion der originalen Textilien, Polsterarbeiten und der Reparatur von beschädigten Schnitzarbeiten, verhalf die neu aufgetragene Vergoldung des Lindenholzes dem königlichen Mobiliar zu neuem Glanz.