Frau Macke mit Hut

Eine Liebeshymne an seine Gattin Elisabeth und an die Farbmagie der Malerei ist August Mackes (1887–1914) eindrucksvolles Porträt „Frau des Künstlers mit Hut“. Entstanden 1909 auf der Hochzeitsreise, die die Frischvermählten nach einem künstlerisch inspirierenden Aufenthalt in Paris auch in die Idylle am Tegernsee führte, markiert das innige Bildnis einen Wendepunkt im Schaffen des Malers. Tief beeindruckt von den farbintensiven Werken der jungen französischen Kunstrevolutionäre um Henri Matisse wagte Macke in der klirrenden Winterkälte der bayrischen Voralpen erstmals expressive Experimente in leuchtenden Farbakkorden.

Ungewöhnliche Kontraste prallen in vereinfachten Flächen in Mackes künstlerisch wegweisendem Porträt aufeinander, das seine Entwicklung vom impressionistisch geschulten Maler zum Expressionisten verdeutlicht: Vor den verwaschen wirkenden Tönen des Hintergrunds in Seegrün und Eisblau leuchtet eine orangefarbene Feder am blauen Band des tannengrünen Filzhuts, eine türkisgrüne Bluse schimmert unter dem violetten Mantel hervor. Lichtreflexe verlebendigen die zarten Züge des fein gezeichneten Antlitzes der Künstlergattin, deren ruhiger, ernster Blick aus dunklen Augen den Betrachter in ihren Bann zieht. Unverkennbar lotete hier der Künstler die erfinderischen Möglichkeiten der Malerei aus, die sich aus seinen kürzlich erlebten Pariser Seherfahrungen speisen.

August Macke, Frau des Künstlers mit Hut (Detail), 1909, 50,2 x 43,5 cm; © LWL-Museum für Kunst und Kultur (Westfälisches Landesmuseum)/Macke Archiv
August Macke, Frau des Künstlers mit Hut (Detail), 1909, 50,2 x 43,5 cm; © LWL-Museum für Kunst und Kultur (Westfälisches Landesmuseum)/Macke Archiv

Durch die von der Kulturstiftung der Länder unterstützte Erwerbung des Gemäldes im Stil der französischen Moderne konnte die herausragende Vollständigkeit der Werke August Mackes in der Sammlung des LWL-Museums bewahrt werden, das sich u. a. mit Forschungsprojekten der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Lebenswerkes von August Macke widmet. Mit fast 30 Gemälden, zahlreichen Aquarellen und Zeichnungen aus allen Schaffensphasen sowie den 80 Skizzenbüchern des Künstlers gilt das Museum heute als internationaler Macke-Standort. Der vorliegende Patrimonia-Band stellt eine fundierte, bildintensive  Auseinandersetzung mit dem brillanten Werk Mackes dar: von der Bedeutung Elisabeths für Mackes Schaffen über die Rezeption des Porträts hin zu den darin erkennbaren Bezügen zu Gauguin und Cézanne.