Das Gavnø-Retabel von Jacob van Utrecht mit einem Nachtrag zum Porträt des Mathias Mulich
Als „Königin der Hanse“ erreichte die Stadt Lübeck zu Beginn des 16. Jahrhunderts ihre Blütezeit. Die florierende Handelsmacht an der Ostsee zog nicht nur Kaufleute, sondern auch Künstler an, die in Lübeck großzügige Auftraggeber fanden. So ließ sich zu dieser Zeit auch der aus Antwerpen stammende Jacob Claesz van Utrecht (um 1480 bis nach 1530) in der Hansestadt nieder und avancierte zu einem der bekanntesten Maler der Stadt. Um 1520 beauftragte der Ratsherr Hermann Plönnies zusammen mit seiner Frau Ida Greverade van Utrecht mit einem Triptychon. Wie damals nicht unüblich, ist das Stifterpaar in einer Szene auf dem Flügelaltar verewigt: Die Innenseiten ziert in strahlender Farbigkeit das ehrfürchtig kniende Paar in prachtvollen Gewändern, begleitet von seinen Schutzpatronen – den Heiligen Matthäus und Katharina. Das Retabel erweist sich so als ein selbstbewusstes Stück bürgerlicher Repräsentation, denn Plönnies gehörte als Ratsherr zu den politisch profilierten Kaufleuten der Hansestadt. Auf der Mitteltafel ist vor einer südalpinen Stadtkulisse das eher seltene Thema der Verkündigungsszene dargestellt, die als Hinweis auf einen Kinderwunsch der Eheleute gedeutet werden kann. Der Patrimonia-Band beleuchtet die Auftraggeber, den Künstler sowie den kostbaren spätmittelalterlichen Altaraufsatz in kunsthistorischer und restauratorischer Perspektive. Ergänzt wird der Band von einem Aufsatz zum Porträt des Mathias Mulich von Jacob van Utrecht, das als weitere von der Kulturstiftung der Länder geförderte Erwerbung seit 2013 die Sammlung des St. Annen-Museum ergänzt.