„Zu schön, um wahr zu sein“ – Das Junge Rheinland

Sie verstanden sich als weltoffen, programmatisch unbestimmt und wurden schnell zum deutschlandweiten Sammelbecken für junge Intellektuelle der Weimarer Republik. Das Künstlerkollektiv „Junges Rheinland“ avancierte nach seiner Gründung 1919 zum Sprachrohr einer Generation, die sich nicht festlegen wollte – weder politisch noch ästhetisch. Willkommen hießen sie Künstlerinnen und Künstler, die sich zu den Themen ihrer Zeitz positionierten. Dabei speisten sich die Anhänger der Vereinigung gleichermaßen aus progressiven wie konservativen, akademienahen Künstlerinnen und Künstlern und repräsentieren so innerhalb einer Gruppierung die Diversität ihrer Generation.

Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums präsentiert der Kunstpalast Düsseldorf unter dem Titel „‚Zu schön um wahr zu sein‘ – Das Junge Rheinland“ anhand von Gemälden, Zeichnungen und Arbeiten auf Stoff die innerorganisatorischen Konflikte einer Vereinigung deren visionäre Mitglieder sich letztendlich vom erstarkendem Faschismus ausgebremst wussten.

Neben bekannteren Vertretern wie Otto Dix und Max Ernst wird besonders die Vielfalt der Arbeiten oft nicht rezipierter Künstlerinnen wie Marta Worring im Kontext einer Zeit des politischen Aufbruches gezeigt.

So gelingt es den Kuratoren, die Unruheherde der Weimarer Republik, die sich in den diversen Bildthemen der Künstler-Positionen spiegeln aufzuzeigen und anhand des Scheiterns des Kollektivs den Zerfall des jungen Staats nachvollziehbar zu machen. Seiner Auflösung 1933 gingen Verfolgung und Folter einzelner Künstler voraus – im Falle der als Juden verfolgten Maler Julo Levin und Franz Monjau endet der gewaltlose Protest gegen die Einengung durch staatliche Kontroll- und Ausschlussmechanismen in ihrer Ermordung. So klärt sich während des Ausstellungsbesuchs die retrospektiv gern romantisierte Sicht auf die 1920er- Jahre der Weimarer Republik.

Weitere Förderer der Ausstellung: Gerda Henkel Stiftung, E.ON, Stiftung Kunst Kultur und Soziales der Sparda-Bank West und der Landschaftsverband Rheinland