MitbeStimmungsorte
Mit dem Projekt „MitbeStimmungsorte“ wurden 22 ausgewählte Museen aus allen 16 Bundesländern mit Werkstätten und Beratungsangeboten bei ihren Transformationsprozessen hin zu mehr Diversität und Partizipation unterstützt.
Im denkmalgeschützten Gebäude des ehemaligen Hafenbahnhofs vereint das Zeppelin Museum Friedrichshafen als Zwei-Sparten-Haus die weltweit bedeutendste Sammlung zur Luftschifffahrt mit einer Kunstsammlung, die die großen Meister aus Süddeutschland vom Mittelalter bis zur Neuzeit umfasst. Rund 1.500 Exponate auf über 4.000 Quadratmetern Fläche umfassen Highlights wie die begehbaren Passagierräume der LZ 129 Hindenburg im 33 Meter langen Nachbau, eine Wunderkammer zum Kultobjekt Zeppelin sowie Experimentierstationen, die das Prinzip „Leichter als Luft“ erlebbar machen. Durch interdisziplinäre Wechselausstellungen zu gesellschaftlich relevanten, aktuellen Themen spannt das Museum einen Bogen zur zeitgenössischen Kunst und setzt sie mit der Technik immer wieder aufs Neue in eine spannungsreiche Beziehung.
Hören Sie Susanne Nikeleit zum MitbeStimmungsorte-Projekt des Zeppelin Museums Friedrichshafen.
Vorhaben
Wie kann ein Öffnungsprozess – sowohl nach innen (eigene Organisation) als auch nach außen (diverse Stadtgesellschaft mit heterogenen Interessengruppen) – gestaltet werden, der das Museum zu einem einladenden und zugänglichen „dritten Ort“ macht, der Mitbestimmung fördert? Welche Rolle spielen in diesem Prozess digitale Tools und wie können sie genutzt werden, um die Besucher:innenstruktur des Museums zu diversifizieren und gleichzeitig zu vermitteln, dass ihre aktive Beteiligung wertgeschätzt wird?
Erkenntnisse
„Eine gezielte Ansprache unterschiedlicher Besucher:innengruppen erfordert eine gründliche Analyse der Bedürfnisse und Bedarfe – und dafür den kontinuierlichen Einsatz qualitativer Befragungen und persönlicher Kontaktaufnahmen unter der Leitfrage: ‚Was braucht ihr, um euch im Museum wohlzufühlen?‘
Eine wirkliche und nachhaltige Öffnung des Museums ist dabei vor allem ein Prozess ‚der kleinen Schritte‘ und kann nach außen letztlich nur funktionieren, wenn diese Schritte auch von innen strukturell bedacht und mitgetragen werden, d. h. Partizipation als Maxime von allen gleichermaßen ernst genommen wird.
Neue Kommunikations- und Vermittlungsformate und Outreach-Konzepte sollten stets so früh wie möglich mit der Zielgruppe zusammengedacht und dadurch eine Kommunikation auf Augenhöhe etabliert werden: ‚Wir sind da und möchten mit euch zusammenarbeiten, um euch ein tolles Erlebnis/einen Wohlfühlort/spannende Inhalte/etc. zu bieten!‘
Ein erfolgreiches Partizipationsmanagement in Museen erfordert im besten Fall die Schaffung spezieller Stellen mit sozialpädagogischem Hintergrund, die Bereitstellung von Ressourcen für Umgestaltungen, Ergebnisoffenheit, regelmäßigen Austausch mit der potenziellen und bestehenden Community, eine ausgewogene Kombination aus langfristigen Maßnahmen und spezifischen Projekten sowie die Akzeptanz eines langwierigen und herausfordernden Prozesses im ganzen Haus.
Für die Umsetzung partizipativer Projekte ist die Abklärung des Partizipationsgrades sowie eine klare Rollenverteilung unabdingbar. Es gibt für Partizipationsprojekte keine universelle Lösung, die Projekte müssen gezielt von den unterschiedlichen Voraussetzungen an verschiedenen Standorten gedacht werden.
Partizipation kann ein steiniger, mühsamer und schmerzvoller Prozess sein, der scheitern darf. Für eine umfassende Auseinandersetzung mit Partizipation müssen intern gezielt Zeitslots und Puffer eingeplant und geschaffen werden.“
Zukunftsperspektive
„Wir möchten auf Nicht-Besucher:innen zugehen und sie dort erreichen, wo sie sind. Dafür ist es wichtig, gute Anreize zu schaffen und in unmittelbaren Kontakt zu treten. Diversitätskriterien sollen dabei von Anfang an berücksichtigt werden, um eine inklusive und vielfältige Teilhabe gewährleisten zu können. Wir streben an, Angebote gemeinsam mit unseren Zielgruppen zu entwickeln, anstatt aus unserer Sicht heraus für sie und an ihnen vorbei zu planen.
Auf struktureller Ebene arbeiten wir daran, eine Bereitschaft des ganzen Kollegiums für die aktive Unterstützung und Mitgestaltung von Partizipationsformaten zu schaffen sowie ein Verständnis für die Notwendigkeit dieses Prozesses und die Bedürfnisse aller daran Beteiligten zu entwickeln.
Zusätzliche personelle, zeitliche und finanzielle Ressourcen zur Begleitung des Prozesses sind ein großer Wunsch. Auch ist die Weiterführung solcher Förderprogramme von großer Bedeutung, um im fachlichen Austausch mit Kolleg:innen anderer Häuser nachhaltige Perspektiven zu entwerfen und Entwicklungen zu reflektieren.“