Zehn Telefonate für eine Million?
Der Solidaritätszuschlag ist seit Jahren politisch umstritten. Das ausschließlich auf die „Neuen Länder“ gerichtete Engagement des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder nicht! Auch an eine Ausweitung der Fördertätigkeit auf Restaurierungen in allen Museen Deutschlands ist nicht gedacht. Natürlich hat sich in den Museen der „Alten Länder“ ebenfalls ein gewaltiger Restaurierungsstau gebildet und auch dort sind die Zustände in den Depots gerade der kleineren Museen zuweilen prekär. Seit der Gründung des Freundeskreises 1999 haben sich jedoch die Gründe für diese Fokussierung unseres Förderengagements nicht geändert: Zunächst war es die Solidarität mit den Einrichtungen im Umbruch, die schnelle und unbürokratische Unterstützung benötigten. Eine Brandmeldeanlage im Naturalienkabinett Waldenburg, der Umzug von Bibliothek und Archiv des Stifts Zeitz oder der Architektenplan zur Neugestaltung der Anhaltischen Gemäldegalerie in Dessau wurden so durch den Freundeskreis finanziert.
Inzwischen rücken Restaurierungen von überregional bedeutendem Kulturgut in den Fokus: Farbschirme, die Goethe zur Demonstration seiner Farbenlehre benutzte, aus der Klassik Stiftung Weimar, der Magdeburger Reiter – die erste freistehende Reiterplastik nördlich der Alpen von 1240/50 – oder die Vicke-Schorler-Rolle, eine unikale, 18 Meter lange Stadtansicht Rostocks aus den Jahren 1578-1586. Die Förderungen und die Berichte über restaurierte Kulturgüter ermöglichen unseren Mitgliedern Entdeckungsreisen in faszinierende Kulturlandschaften. Bei den Mitgliederversammlungen, die reihum auf Einladung der jeweilig dem Stiftungsrat vorsitzenden Ministerpräsidenten in allen deutschen Ländern stattfinden, können wir im Fördergebiet immer auch aktuelle Restaurierungen vorstellen und besondere Orte besuchen: Die Gründung des Freundeskreises fand in den Neuen Kammern von Schloss Sanssouci in Potsdam statt. Dieses Jahr waren es die zu wenig bekannte Residenz Meiningen, das Schloss Wilhelmsburg, eine Nebenresidenz der Hessischen Landgrafen, und Schmalkalden – die Stadt, in der sich 1531 die protestantischen Reichsstände zusammengeschlossen hatten – in Thüringen. Auch Schwerin, Dresden und Gotha, aber auch Lübeck, Mainz und Kloster Eberbach haben wir zusammen mit dem Freundeskreis besichtigt.
Der Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder ist etwas ganz Besonderes. Er unterstützt keine Institution, sondern eine Idee: den Erhalt und die Bewahrung unseres Kulturerbes. Noch überwiegen unsere Mitglieder aus Westdeutschland – deshalb wünschen wir uns natürlich viele Neumitglieder aus Mittel- und Ostdeutschland, die uns vielleicht auch aus eigener Kenntnis auf dringenden Förderbedarf vor Ort aufmerksam machen können. Und Firmenmitgliedschaften wünschen wir uns, denn gerade die mittelständischen, eigentümergeführten Betriebe sind es, die sich in der regionalen Kulturförderung engagieren. Zusammen mit der Kulturstiftung der Länder kann sich das Engagement des Freundeskreises überregional ausweiten und den Erhalt unseres Kulturerbes sichern. Mit seiner regelmäßigen Unterstützung der Stiftungszeitschrift Arsprototo sichert der Freundeskreis das wichtigste Medium, in dem über aktuelle Förderungen und Desiderata aus Museen, Bibliotheken und Archiven berichtet wird.
Inzwischen bekennen sich fast 270 Mitglieder zur Aufgabe der Kulturstiftung der Länder. Siebzig davon sind seit 2011 dem Jungen Freundeskreis der unter Vierzigjährigen beigetreten. Oft sind sie gleichzeitig Mitglieder eines Freundeskreises am Museum ihres Heimatortes und treffen sich bei den jährlichen Mitgliederversammlungen mit Gleichgesinnten aus ganz Deutschland. Die Mitglieder bilden ein Netzwerk in Wirtschaft, Kultur und Politik und unterstützen so die Arbeit und Fördertätigkeit der Kulturstiftung der Länder. Oft fungieren unsere Mitglieder als Vermittler und „Türöffner“, wenn es darum geht, große Förderungen der Stiftung durch Kofinanzierung vor Ort zu ermöglichen. Vielen Dank für diese effiziente und diskrete Hilfe! Ein Wunsch bleibt: Wir möchten so stark sein wie die amerikanischen Förderkreise der großen Museen. Wenn es dem Freundeskreis gelänge, hin und wieder innerhalb von wenigen Stunden und mit nur zehn Telefonaten eine Million Euro für einen wichtigen Ankauf bereitzustellen, dann wäre er eine wahrhaft machtvolle Größe in der deutschen Förderlandschaft. In Situationen wie beim Ankauf der Ottheinrich-Bibel, der Welfenpokale aus der Sammlung Yves Saint Laurent oder nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln, konnten die Mäzene eines starken Freundeskreises zögerliche Partner in Politik und Öffentlichkeit anspornen und mitreißen. Machen Sie uns die Freude und seien Sie dabei!