Grußwort von Dr. Stephanie Tasch, Dezernentin der Kulturstiftung der Länder, zur Ausstellung „Wolfgang Heimbach. Ungehört“:
Knapp 350 Jahre nach seinem Tod rekonstruiert das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg erstmals in einer umfassenden Retrospektive das Leben und Schaffen des Künstlers Wolfgang Heimbach. Heimbach wurde um 1613 in Övelgönne in der damaligen Grafschaft Oldenburg geboren. Der Graf von Oldenburg, Anton Günther, ermöglichte ihm seine Ausbildung zum Maler. Heimbachs Weg führte ihn über Oldenburg in die Niederlande, einem damaligen Zentrum der europäischen Malerei. Sein Aufenthalt in den Niederlanden prägte Heimbachs Entwicklung maßgeblich und führte ihn weiter nach Bremen, Italien und Kopenhagen, zurück nach Oldenburg und schließlich Münster, wo er 1679 verstarb.
Die in der Ausstellung gezeigten 50 Gemälde aus allen Schaffensphasen des Künstlers zeigen, wie Heimbach die Einflüsse der niederländischen Barockmalerei mit denen Italiens und des Caravaggismus verschmelzen ließ. Zu Heimbachs Auftraggebern zählten Kaufleute aus Bremen, die italienischen Medici, Fürst Piccolomini oder Papst Innozenz X., er lebte in Neapel, Rom und Florenz. Mit der Ausstellung will das Landesmuseum an das bemerkenswerte Schaffen des Künstlers erinnern, das seit seinem Tod immer mehr in Vergessenheit geraten war. Das Landesmuseum in Oldenburg besitzt weltweit die zweitgrößte Sammlung der Werke Heimbachs. In der Ausstellung wird der hauseigene Bestand ergänzt um zahlreiche Leihgaben aus dem In- und Ausland. Die Werke Heimbachs zeigen Alltagsszenen, Historienbilder, Stillleben und Herrscherbildnisse.
Die Ausstellung rekonstruiert Heimbachs Leben auch vor dem Hintergrund seiner Gehörlosigkeit (Heimbach war von Geburt an gehörlos). Im 17. Jahrhundert waren die Erwerbsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung sehr gering und gesellschaftliche Ausgrenzung nicht selten. Verschiedene Ausstellungsstationen zeigen, wie die Gehörlosigkeit Heimbachs Schaffen prägte und wie er in seinen Werken das Anderssein und seine Wahrnehmung von gesellschaftlichen Strukturen verarbeitete. Erstmals wird zudem untersucht, wie Heimbach so weit reisen und an vielen europäischen Höfen tätig sein konnte, ohne zu hören. Die Schau wird begleitet von einem partizipativen Vermittlungsprogramm, das Gehörlosigkeit auch in der heutigen Zeit thematisiert. Zudem stellt das Museum einen kostenfreien Multimediaguide (in Deutsch und DGS) für das eigene Smartphone zur Verfügung.
Ab dem 24. September 2022 zeigt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster, Kooperationspartner für das Ausstellungsprojekt, die Schau „Wolfgang Heimbach. Ein deutscher Barockmaler an europäischen Höfen“.
Weitere Förderer: Oldenburgische Museumsgesellschaft, Stiftung Niedersachsen, Ernst von Siemens Kunststiftung, Gertrud und Hellmut Barthel Stiftung, Karin und Uwe Hollweg Stiftung
Wolfgang Heimbach. Ungehört
21. Mai bis 28. August 2022
Prinzenpalais, Damm 1, 26135 Oldenburg
Öffnungszeiten: Mo geschlossen, Di-So 10-18 Uhr
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