Verkalkter Koloss
Schloss Weilburg, eindrucksvoll auf einem Bergsporn hoch über der Lahn gelegen, geht auf eine mittelalterliche Burg aus dem 10. Jahrhundert zurück. Mit der Erbteilung des Hauses Nassau im Jahr 1255 gehörte Weilburg fortan zur walramschen Linie. Infolge weiterer Teilungen und Wiedervereinigungen des Grafenhauses wurde Weilburg schließlich Residenzstadt. Dies machte den Umbau der Burg zu einem repräsentativen Schloss erforderlich. Im 16. Jahrhundert entstand eine Vierflügelanlage, zu Beginn des 18. Jahrhunderts erweiterte man das Schloss zu einer barocken Residenz mit zahlreichen Nebengebäuden, einer Kirche und einem repräsentativen Garten. Das Hochschloss beheimatet heute das Schlossmuseum. Die Brunnenfigur „Herakles und Antaios“, zu finden auf der oberen Terrasse des Schlossgartens, stammt aus dem 18. Jahrhundert; das Brunnenensemble – in der Mitte der Kampf des Herakles mit Antaios, umgeben von den vier antiken Gottheiten der Elemente Luft, Erde, Feuer und Wasser – wurde 1967 wegen drohender Zerstörung aus dem Neuen Schloss Büdesheim nach Weilburg überführt und dort 1969 im Rahmen der Rebarockisierung vor der oberen Orangerie aufgestellt. Die Schlösser und Gärten Hessen bitten Sie nun herzlich um Ihre Unterstützung für die dringend notwendige Reinigung des Brunnens, denn massive Kalkablagerungen bedrohen die Substanz der zentralen Figur.
Die dargestellte Kampfszene entführt uns in die Antike: Dort traf Herakles auf dem Weg zu seiner zehnten Aufgabe den riesigen und nahezu unbesiegbaren Antaios. Zunächst schien auch Herakles wie alle seine Vorgänger machtlos gegen Antaios zu sein, doch dann erkannte er, dass dessen immer fortwährende Kräfte vom Kontakt mit dem Boden kamen, denn Antaios war der Sohn der Erdmutter Gaia. Herakles stützte sich deshalb auf einen Baumstumpf, hob Antaios in die Luft und erwürgte ihn dort, wo er seine überlegene Stärke verloren hatte. Die betroffene Figur ist aus mittel- bis grobkörnigem Sandstein gefertigt und präsentierte sich ursprünglich grau-ocker. Das aus dem Mund des Antaios sprudelnde Wasser ist als Symbol des Aushauchens des Lebens zu sehen, die Brunnenfigur erfährt dadurch eine intensive Berieselung. Ein flächendeckender weißer, krustenartiger Belag, stellenweise mit Tropfnasen, umhüllt das Objekt, dadurch entsteht eine starke Verteigung der bildhauerischen Konturen. Es finden sich bereits diverse Abplatzungen, zumeist im Zusammenhang mit dem Belag, z. B. hinten am Oberschenkel von Herakles.
Die Schichtbildung der Ablagerungen ist bereits weit fortgeschritten, zuletzt sind auffällig viele neue Abplatzungen hinzugekommen, was die oberen Gesteinsschichten in Mitleidenschaft zieht. Dringendes Handeln ist angezeigt, da sich die Abwitterung nun beschleunigt fortsetzt. Eine Analyse des Belags hat ergeben, dass es sich um eine reine Calcitschicht handelt, also Kalkablagerungen. Verschiedene arbeitstechnische Versuche an Stellen mit unterschiedlich ausgebildeter Kalkkruste lassen eine Kombination von mechanischen und chemischen Reinigungsverfahren am Vielversprechendsten erscheinen. Der Brunnen in Weilburg ist kein Laufbrunnen, sondern wird im Frühjahr mit Wasser befüllt: Nach erfolgter Reinigung und Sicherung des Brunnenensembles soll dieses Wasser in Zukunft durch eine Neutralisationskartusche geleitet werden, um die Kalkanteile herauszufiltern. Für die notwenige Restaurierung werden 20.000 Euro veranschlagt. Aus Eigenmitteln können 10.000 Euro aufgebracht werden, die Schlösserverwaltung bittet nun für die verbleibenden Kosten um Ihre Mithilfe bei der Rettung des kostbaren Brunnens.