Unterwegs in Berlin

Bei hochsommerlichen Temperaturen trafen die Freundeskreismitglieder am Morgen in der Gemäldegalerie am Kulturforum ein. Nach einer Begrüßung durch Steffen Kampeter, Vorsitzender des Freundeskreises, und Carolin Hilker-Möll, die im Juli die Geschäftsführung des Freundeskreises übernahm, besuchte die Gruppe die Ausstellung „Mantegna und Bellini. Meister der Renaissance“. Dr. Sabine Engel und Dr. Henrik Engel führten, den Spuren des stetigen Austauschs beider Maler folgend, durch die Ausstellung. Dabei zeichneten die Kunsthistoriker ein lebhaftes Bild des persönlichen Kontakts der Kollegen, Konkurrenten und Verwandten Andrea Mantegna (um 1431–1506) und Giovanni Bellini (um 1435–1516). Mit einem Abstecher in die Dauerausstellung zu den Altartafeln des Dürer-Schülers Hans Schäufelein, einer Ankaufsförderung der Kulturstiftung der Länder, endete der Besuch der Gemäldegalerie.

Im Café Einstein Unter den Linden wurde beim anschließenden Mittagsimbiss eine erfrischende Stärkung gereicht, bevor ein Bustransfer die Freundeskreismitglieder zur James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel brachte.

Hier empfing Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der von Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger begleitet wurde, die Berlin-Entdecker hinter exklusiv für die Gruppe geöffneten Bauzäunen bereits vor der Eröffnung des zukünftigen zentralen Zugangs zum Museumskomplex. In der lichten Halle des von David Chipperfield Architects erbauten Gebäudes schilderte Prof. Dr. Parzinger den Freundeskreismitgliedern, wie um technische Lösungen gerungen wurde, um den Baugrund zu stabilisieren und so für den einzigen Neubau auf der Museumsinsel vorzubereiten. Er stellte den wohlhabenden Industriellen und passionierten Sammler James Simon (1851–1932) vor, der der Berliner Museumslandschaft nicht nur die Nofretete, sondern darüber hinaus Konvolute wichtiger Sammlungsstücke überließ. Als Würdigung trägt die Galerie seinen Namen. Die Freundeskreismitglieder konnten einen Blick ins Auditorium werfen, das zukünftig Veranstaltungen wie Diskussionen Raum bieten soll, durchquerten die Sonderausstellungsfläche im Sockelgeschoss und lernten den Café- und Restaurantbereich mit überragender Spreeaussicht kennen. Mit einem letzten Blick auf Freitreppe und Pfeilerfront der James-Simon-Galerie im Zusammenspiel mit der altehrwürdigen Nachbarschaft von Neuem Museum, Pergamonmuseum und den Kolonaden um die Alte Nationalgalerie verließen die Freundeskreismitglieder die Museumsinsel in Richtung Süden.

Die letzte Station des Berlin-Tags galt Lotte Laserstein (1898–1993), einer besonderen Chronistin des Berliner Lebens der 20er und 30er Jahre. Indem sie starre Geschlechterrollen in ihren gefühlvollen Porträts bildnerisch überwand, erfasste die Berliner Malerin Zeitgenossen aus verschiedenen sozialen Milieus so natürlich wie unvoreingenommen. Sich dem kunstgeschichtlichen Kanon durchaus bewusst, erforschte sie das Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation: In ihrem großformatigen Hauptwerk „Abend über Potsdam“ von 1930 – einer Förderung der Kulturstiftung der Länder – interpretiert Laserstein mit ihrer melancholisch-desillusionierten Tischgesellschaft die Tradition der Abendmahldarstellungen unter den Eindrücken der Weltwirtschaftskrise neu. Dr. Thomas Köhler, Direktor der Berlinischen Galerie, empfing die Freundeskreismitglieder mit einführenden Worten über die Berliner Malerin der frühen Moderne, die, getrieben durch den Nationalsozialismus, 1937 nach Schweden emigrierte. Kati Renner, ehemalige Art Basel Stipendiatin des Jungen Freundeskreises, führte durch die Ausstellung „Von Angesicht zu Angesicht“, die noch bis zum 12. August 2019 in der Berlinischen Galerie zu sehen ist. Hinter den Kulissen der Ausstellungsräume lud der Museumsdirektor die Gruppe abschließend in die Restaurierungsabteilung ein, wo er gemeinsam mit Andreas Piel, Leiter der Restaurierungsabteilung, Förderprojekte der Kulturstiftung der Länder für die Berlinische Galerie aus nächster Nähe präsentierte.