„Sieh Dir die Menschen an!“ heißt eine neue Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart, die ab dem 2. Dezember Porträts der Neuen Sachlichkeit unter dem Aspekt der gesellschaftlichen Stereotypenbildung zeigt. Die Kulturstiftung der Länder fördert die Ausstellung mit 50.000 Euro.
Die neusachlichen Künstlerinnen und Künstler stellten in ihren Porträts vielfach Menschen dar, die einen gewissen Typus oder eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe repräsentierten. Die Kunstrichtung ist dabei untrennbar mit der Weimarer Republik und den historischen Umwälzungen dieser Zeit verknüpft.
Ernst Thoms Ernst Thoms „Meine Mutter“, 1928, Öl auf Sperrholz, 46 x 34,5 cm
Der Titel der Stuttgarter Ausstellung bezieht sich auf den gleichnamigen Ratgeber des Mediziners Gerhard Venzmer von 1930, der Menschen anhand äußerer Merkmale typisiert, und steht stellvertretend für den Zeitgeist der Epoche, in der der Diskurs über das „Typische“ in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen präsent war. Ausgehend von über 100 Gemälden, Grafiken und Fotografien befragt die Ausstellung die Neue Sachlichkeit auf ihre Bedeutung für die Gegenwart und lädt die Besucherinnen und Besucher ein, sich mit den Mechanismen der gesellschaftlichen Stereotypisierung zu beschäftigen. So lässt sich anhand der Exponate anschaulich nachvollziehen, wie die in den 1920er Jahren etablierten Stereotype und Klischeevorstellungen bis heute vorherrschen.
Grethe Jürgens „Selbstbildnis“, 1928
Öl auf Holz, 73 x 53 cm
Privatsammlung, Deutschland
Die Neue Sachlichkeit stellt einen wichtigen Sammlungsschwerpunkt des Kunstmuseums Stuttgart dar. In der Ausstellung werden u. a. Werke von Otto Dix, George Grosz, Lotte Jacobi, Jeanne Mammen, August Sander, Hanna Nagel, Rudolf Schlichter und Christian Schad gezeigt. Eine Installation der Künstlerin Cemile Sahin (*1990) stellt die Bilder in den Dialog mit der Gegenwartskunst.
„Sieh Dir die Menschen an!“ ist eine Kooperation des Kunstmuseums Stuttgart mit den Kunstsammlungen Chemnitz – Museum Gunzenhauser, wo die Ausstellung ab Mai 2024 zu sehen sein wird.
Rudolf Schlichter „Hausvogteiplatz“, um 1926, Aquarell, 66,5 x 51,5 cm
Sammlung Christina und Volker Huber, Offenbach am Main
Weitere Förderer: Friede Springer Stiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung, Rudolf-August Oetker-Stiftung, LEAP, MUSAGET, Innovationsfonds Kunst Baden-Württemberg
„Sieh Dir die Menschen an! Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit“
2. Dezember 2023 – 14. April 2024
Kunstmuseum Stuttgart
Kleiner Schloßplatz 1, 70173 Stuttgart
Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag 10–17 Uhr, Freitag 10–20 Uhr
Weitere Informationen: https://www.kunstmuseum-stuttgart.de/ausstellungen/menschen
