Trio für Clara
Auf den großen Konzertpodien bis heute ein vielgespieltes Stück, gelang Robert Schumann (1810–1856) mit seinem ersten Klaviertrio der Durchbruch in dieser Gattung, spätestens als seine Aufführung 1849 im Leipziger Gewandhaus mit Ehefrau Clara am Piano gefeiert wurde. Die Kammermusik d-moll op. 63 für Klavier, Violine und Violoncello gilt als ein – nach Beethovens Paradigma „Durch Nacht zum Licht“ – sich vom schwermütigen d-moll zum strahlenden D-Dur im Finale steigerndes Meisterwerk der Romantik.
Das Trio hatte Schumann bereits 1847 in einer ersten Fassung seiner Frau gewidmet. Am 12. September 1847 hatten die jungen Eheleute Schumann ihren Hochzeitstag gefeiert, da beging am folgenden Tag die weltweit bereits seit Kindesalter als Pianistin gefeierte Clara Schumann ihren 28. Geburtstag. Robert Schumann beschenkte seine Frau zu diesem Anlass mit dem Trio als Replik auf Claras Klaviertrio op. 17, das die ebenfalls komponierende Gattin ein Jahr zuvor als Gabe zum Hochzeitstag beendet hatte. Somit ist die nun von der SLUB mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Freistaats Sachsen und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erworbene autographe Erstfassung ein typisches Beispiel für einen musikalischen Dialog zu Zeiten der deutschen Romantik.
Die spätere Reinschrift von Robert Schumanns Klaviertrio ist erhalten, befindet sich allerdings unzugänglich in Privatbesitz, einzelne Skizzenblätter von Überarbeitungsstufen sind verstreut in öffentlichen Sammlungen zu finden. Doch die ersten Skizzen zum Trio auf 25 mit Blei und Tinte fein beschriebenen Seiten, in dieser Form von Clara Schumann noch am Geburtstagsabend mit befreundeten Streichern der Sächsischen Hofkappelle uraufgeführt, versprechen einen neuen Blick auf Wesen und Entstehung des populären Kammermusikstücks. Denn bisher liegt es nur in der Fassung der Erstedition von 1848 vor. Bis dahin hatte Schumann unablässig seine Komposition weiterentwickelt, parallel an anderen Klaviertrios gearbeitet, um die Grenzen der neueroberten Gattung auszuloten. Clara Schumann notierte damals begeistert: „Es klingt wie von einem, von dem noch vieles zu erwarten steht, so jugendfrisch und kräftig, dabei doch in den Ausführungen so meisterhaft.“
Das Schlüsselwerk Robert Schumanns gesellt sich in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden nun u. a. zum sogenannten Schumann-Album, der Sammlung mit Briefen und Albumblättern aus dem Freundes- und Bekanntenkreis sowie rund 1.000 Seiten Briefkorrespondenz von und an Robert und Clara Schumann. In den Beständen zur sächsischen Musikgeschichte finden sich auch etliche originale Kompositionshandschriften von Robert Schumann, der 1844–50 in Dresden u. a. als Chorleiter tätig war. Beruflich nicht die erfolgreichste und glücklichste Periode seines Lebens, erlebte Schumann in der sächsischen Metropole jedoch immer wieder auch Phasen äußerst produktiven kompositorischen Schaffens. Mit den neuerworbenen Skizzen als ergiebige Quelle macht die SLUB nun den schöpferischen Prozess für Forscher, aber auch Kammermusiker wieder lebendig: Fast meint man dem Künstler in seiner sächsischen Kompositions-Werkstatt beim Komponieren des Klaviertrios für Clara über die Schulter schauen zu können.