Stiftung Lutherhaus Eisenach erwirbt Skulptur des Künstlers Ai WeiWei

Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Die Skulptur man in a cube von Ai WeiWei steht beispielhaft für die künstlerische Auseinandersetzung mit der Reformation im 21. Jahrhundert. Ai WeiWei zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Es freut uns, dass wir dazu beitragen konnten, das Werk, das Ai WeiWei speziell zur Erinnerung an Luther und die Reformation geschaffen hat, dauerhaft der Lutherstadt Eisenach und ihren Besuchern zu erhalten.“

Die Stadt Eisenach gehört zu den zentralen Stationen im Leben von Martin Luther. 1521/22 verbrachte der Theologe dort unfreiwillig ein knappes Jahr auf der Wartburg, wo er das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzte. Zuvor war nach seinem Auftritt auf dem Reichstag zu Worms die Reichsacht über ihn verhängt worden. Der Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Weise, hatte daraufhin veranlasst, dass der vogelfreie Luther auf der Wartburg versteckt wird. Im heutigen Lutherhaus Eisenach hat Luther zudem während seiner Schulzeit gelebt.

Der japanische Künstler Tatzu Nishi hatte zum 500. Reformationsjubiläum 2017 ein Haus um die Luther-Statue in Eisenach gesetzt. Der Erfolg dieses Projektes − zehntausenden Besucherinnen und Besuchern konnten damit Luther, die Reformation und die zeitgenössische Kunst nähergebracht werden – ließ den Wunsch nach einer dauerhaften, zeitgenössischen Auseinandersetzung mit der Reformation Luthers in Form eines Kunstwerks aufkommen. Die nun erworbene Skulptur man in a cube soll künftig zu dieser Auseinandersetzung beitragen.

Ai WeiWei schuf die Skulptur für die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ (Mai – November 2017) im Alten Gefängnis in Wittenberg. Mit der zweiteiligen Betonskulptur widmet er sich dem Thema Freiheit und Befreiung. Die beiden anderthalb Meter hohen Betonblöcke sind in einem Abstand von einem halben Meter aufgestellt, in deren einander zugewandten Flächen sich jeweils Vertiefungen befinden. Beide Vertiefungen zusammengenommen stellen den vollständigen, negativen Abdruck des Körpers des Künstlers, sitzend auf einem Stuhl dar. Ai WeiWei verwendete das gleiche Motiv bereits in einer Installation 2013. Es bezieht sich auf seine 81-tägige Gefangenschaft im Jahr 2011.

Beim Fotografieren des negativen Abdrucks in den Betonblöcken schein das Abbild als eine positive Form herauszutreten und zeigt – je nach Blickwinkel – einen bärtigen Mann. Der Gefangene wird somit sinnbildlich aus der Form heraus „befreit“. Ai WeiWei erinnert damit nicht nur an seine eigene Gefangenschaft und Befreiung, sondern auch an Luthers unfreiwilliges Versteck auf der Wartburg.

Weitere Förderer: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatskanzlei des Freistaats Thüringen, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Evangelisch-Lutherischer Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen, Sparkassenstiftung der Wartburg-Region, Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, Diako Thüringen, Firma Lindig Fördertechnik, sowie weitere Spender*innen.