Die Sammlung von Kinder- und Jugendbüchern des 19. Jahrhunderts mit teils einzigartigen Objekten wird von der privaten Sammlerin Beatrix Mühlberg-Scholtz angekauft. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 35.000 Euro.
Die neu erworbenen Bücher werden am 22. September 2022 um 15 Uhr in der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz präsentiert. Anmeldungen bitte an: stb.direktion@stadt.mainz.de
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Das von einer privaten Sammlerin zusammengetragene Konvolut ist einzigartig in seiner Qualität und Dichte der gesammelten Werke. Mit dem Ankauf kann diese Privatsammlung nun in eine öffentliche Bibliothek – der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek Mainz – überführt werden, die sich schon viele Jahrzehnte mit dem Zusammentragen und Erhalten der Bücher aus dem Verlag Jos. Scholz beschäftigt. Die Sammlung der Bibliothek hatte bisher noch zahlreiche Lücken − Bücher des Verlags, die heute nicht mehr erhalten sind und zu denen keine Belegexemplare in den Bibliotheken Deutschlands erhalten sind. In der Privatsammlung finden sich einige dieser seltenen Exemplare, umso wichtiger ist es, dass wir sie für die Öffentlichkeit und die Forschung bewahren,die damit wertvolle Erkenntnisse über die Kinderbuchkultur des 19. Jahrhunderts gewinnen kann.“
Bereits seit den 1970er Jahren baut die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz eine Sondersammlung mit Werken des ortsansässigen Verlags Jos. Scholz auf. Die nun erworbene Sammlung wurde seit 1993 von Beatrix Mühlberg-Scholtz und Reinhard Scholtz durch Einzelkäufe in Antiquariaten, Auktionshäusern und auf Messen zusammengetragen. Die Privatsammlung wurde über 25 Jahre hinweg aufgebaut und ist – auch wenn im Gesamtumfang eher klein – eine repräsentative Zusammenstellung von Kinderbüchern mit teils unikalen Werken. Mit der Erschließung der erworbenen Bestände wird die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz die Besitzhinweise der einzelnen Bücher erneut prüfen und auch den älteren Herkunftsspuren nachgehen.
Der Verlag Scholz publizierte neben ABC-Büchern zum Lesenlernen und Kinderliteratur auch Bilderbogen, Papiertheater, Sachbücher zu Reisen und fernen Ländern, Märchenbücher und Struwwelpetriaden (von dem Werk „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann inspirierte ähnliche Werke). Den Scrap Books kommt im nun erworbenen Konvolut eine besondere Bedeutung zu, denn diese haben sich meist noch seltener erhalten als Fibeln oder ähnliche Werke. Mit den erworbenen Scrap Books können nachträglich Belegexemplare des Verlag Scholz gesammelt werden.
1796 gründete Joseph Scholz (1768-1813) die Firma Jos. Scholz ursprünglich für die Herstellung von Schreibfedern. Später erwarb er eine Steindruckerei, 1829/30 wurde durch Christian Scholz (1806-1880) eine Zweigniederlassung in Mainz gegründet. Der Firmensitz wurde beim Bombenangriff auf Mainz am 27. Februar 1945 vollständig zerstört. Noch bis 1970 wurde der Verlag wechselnd in Mainz und Wiesbaden geführt und schließlich an den Jugendbuchverlag Franz Schneider in München verkauft. Der Verlag schenkte zwischen 1945 und 1970 der Mainzer Bibliothek zahlreiche Bücher. Diese begründete darauf eine Sondersammlung Scholz, die jedoch insbesondere Titel aus dem 19. Jahrhundert betreffend keineswegs vollständig war. Seit den 1970er Jahren versucht die Bibliothek nun, Produktionen des Verlags retrospektiv zu erwerben. Während sich Titel aus dem 20. Jahrhundert recht häufig finden, sind Bücher des Verlags aus dem 19. Jahrhundert nur selten in Bibliotheken nachgewiesen oder in Antiquariaten zu finden. Die Erweiterung der Sammlung um nun über 200 Bücher ist ein Glücksfall für die Stadtbibliothek.
Weitere Förderer: Mainzer Bibliotheksgesellschaft, Gerd und Margarethe Krämmer Stiftung