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Am 3. August 1984 um 10.14 Uhr war es so weit, auch Deutschland nahm teil an einer der revolutionärsten Entwicklungen in der menschlichen Kommunikation: Professor Michael Rotert, der damalige Leiter der Informatikrechnerabteilung der Universität Karlsruhe, heute Karlsruher Institut für Technologie (KIT), empfing mit dem Betreff „Willkommen im CSNET!“ die erste Mail auf einem deutschen Rechner. „This is your official welcome to CSNET. We are glad to have you aboard“, begrüßte Laura Breeden vom berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston den deutschen Kollegen im Kreis der an das CSNET angeschlossenen Rechner. Die erste E-Mail, die der Empfänger dem Stadtarchiv Karlsruhe 2009 im historischen Ausdruck überlassen hat, markiert damit einen Meilenstein in der Entwicklung des deutschen Internets und des elektronischen Nachrichtenverkehrs.

Umso bedauerlicher ist es, dass das elektronische Original der ersten deutschen Internet E-Mail nicht mehr existiert. Nichts könnte besser die Flüchtigkeit digitaler Unterlagen belegen. Die Archive müssen sich deshalb einer weiteren gewaltigen und auch kostenintensiven Herausforderung stellen. Der dauerhafte Erhalt solcher in zunehmendem Maße auch in den öffentlichen Verwaltungen anfallenden digitalen Daten ist die derzeit wohl komplexeste archivische Aufgabe.
Die erste E-Mail steht aber auch für ein weiteres gravierendes aktuelles Problem: Sie ist heute nur noch in Form eines 90 × 30 cm großen Ausdrucks überliefert. Die Information hat auf diese Weise zwar bis heute überdauert, ihr Erhalt ist aber in hohem Maße gefährdet, da sie auf säurehaltigem Papier ausgedruckt wurde. Archive fordern deshalb aus gutem Grund den unbedingten Einsatz alterungsbeständiger Papiere (nach DIN EN ISO 9706), Druckfarben und Schreibstoffe für die Unterlagen, die von ihnen archiviert werden.
Als von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) gefördertes Modellprojekt hat das Stadtarchiv Karlsruhe nun alle derzeit möglichen konservatorischen und restauratorischen Maßnahmen zur Rettung dieses einmaligen Dokuments ergriffen. Die Selbstklebefolie wurde entfernt, Risse wurden geschlossen. Die Entsäuerung des Papiers erfolgte mit einem wässrigen Verfahren (Papierentsäuerung mit dem „Bückeburger Verfahren“). Für eine künftig sichere Aufbewahrung erstellten die Restauratoren ein maßgenaues Schutzbehältnis. Um Schäden im Rahmen der Nutzung oder Präsentation zu verhüten, wurde die erste E-Mail digitalisiert und drei Faksimiles angefertigt. Damit wird eine möglichst lange Lebensdauer dieses einmaligen historischen Dokuments unter optimalen klimatischen Lagerungsbedingungen im Stadtarchiv Karlsruhe gewährleistet.