Schulterschluss für UMBO
Als Pionier des „Neuen Sehens“ experimentierte er mit extremen Aufnahmewinkeln und dramatischer Lichtführung. Otto Maximilian Umbehr, genannt UMBO, lotete die Möglichkeiten seines Mediums aus, erschuf in seinen Fotografien faszinierende Wirklichkeiten durch Verfremdungseffekte. Zusammen mit László Moholy-Nagy gilt der Bauhaus-Schüler als Wegbereiter der fotografischen Moderne, indem er die Formensprache der Neuen Sachlichkeit mit dem Geist des Expressionismus paarte. Im schillernden Berlin der Weimarer Republik wurde UMBO schnell zum gefragten Fotografen der Großstadt-Bohème, die seine neue, vom Kino maßgeblich inspirierte Ästhetik des Porträts zu schätzen wusste. Die im Medium des Bewegtbildes üblichen engen Ausschnitte und Großaufnahmen kombinierte er mit den strengen am Bauhaus studierten Gestaltungsformen des Tafelbildes. So schuf er mit Hilfe seiner Reisekamera intime Close-Ups von ikonischem Stellenwert. Auf diese Weise lichtete er unter anderem die Schauspielerin Ruth Landshoff, die Bauhaus-Künstlerin Lore Ribbentrop-Leudesdorff, den Maler Paul Citroen sowie den berühmten Clown „Grock“ ab.
Auf Initiative der Kulturstiftung der Länder, mit dem Ziel, den Nachlass UMBOs in seiner Geschlossenheit als national wertvolles Kulturgut für Deutschland zu erhalten, erwarben nun die Berlinische Galerie, das Sprengel Museum Hannover und die Stiftung Bauhaus Dessau Konvolute aus drei Provenienzen. In enger Verbindung zur Tochter des Künstlers Phyllis Umbehr und ihrem Ehemann Manfred Feith-Umbehr, die einen Teil von UMBOs Nachlass verwahrten, hatte sich zudem die Galerie Rudolf Kicken über mehrere Jahrzehnte hinweg engagiert, um das Werk des Künstlers vollständig zusammenzuhalten. Von dort erwarb auch im Jahr 2000 der Sammler Thomas Walther bedeutende Arbeiten UMBOs. Allen Beteiligten war es wichtig, den Nachlass in seiner Gesamtheit zu erhalten, was durch den Ankauf gelungen ist. Mit Unterstützung von insgesamt 14 Förderern und Sponsoren können rund 600 Originalabzüge des einflussreichen Bauhäuslers der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Sie sind in dieser Vollständigkeit einzigartige Zeugnisse von UMBOs Schaffen, da sein umfangreiches Archiv mit 60.000 Negativen in Berlin einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Eine zusätzliche umfangreiche Schenkung von UMBO-Archivalien durch Phyllis Umbehr ermöglicht nun eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung seines Werkes.
Entsprechend der jeweiligen Schwerpunktsetzung ihrer Sammlungen haben die drei Museen die Konvolute aufgeteilt: Die Berlinische Galerie wählt die kulturgeschichtlich relevanten Fotografien der Weimarer Republik, die auf unvergleichliche Weise die Moderne in Berlin dokumentieren. Die Stiftung Bauhaus Dessau richtet ihr Interesse auf die Bauhauszeit UMBOs. Für das Sprengel Museum stellt das in Hannover entstandene Spätwerk UMBOs ein Stück Kunstgeschichte dar: Hier erlebte UMBO kurz vor seinem Tod nach Jahrzehnten des Vergessens die Wiederentdeckung und Würdigung seines Werkes. Die enge Zusammenarbeit der Institutionen bei der wissenschaftlichen Erschließung des Gesamtwerks ermöglicht es, alle Forschungsperspektiven in den Blick zu nehmen. Ab 2019, zum 100jährigen Bauhaus-Jubiläum, wird eine aus dieser Zusammenarbeit resultierende Ausstellungsserie an allen drei Häusern das facettenreiche Werk des Fotokünstlers beleuchten.
Förderer dieser Erwerbung
Kulturstiftung der Länder, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Ernst von Siemens Kunststiftung. Weiterer Unterstützer der Berlinischen Galerie: LOTTO-Stiftung Berlin. Weitere Unterstützer des Sprengel Museums Hannover: Landeshauptstadt Hannover, Land Niedersachsen, Fritz Behrens Stiftung, Stiftung Niedersachsen, Verein der Freunde des Sprengel Museum Hannover e.V. Weitere Unterstützer der Stiftung Bauhaus Dessau: Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, Hermann Reemtsma Stiftung, Fritz Thyssen Stiftung, Wüstenrot Stiftung, Lotto Sachsen-Anhalt.
Bitte akkreditieren Sie sich für den Pressetermin hier bis zum 2. Mai 2016.