Der Nussbaum-Sekretär ist nur ein paar Jahrzehnte jünger als das Haus, aus dem er stammt und in das er wieder einziehen soll. Das Schreibersche Haus ist Teil der Museumslandschaft Bad Arolsen. Die ehemalige Residenzstadt liegt im Norden des Landkreises Waldeck-Frankenberg im nordwestlichen Hessen. Die in Arolsen geborenen Künstler Christian Daniel Rauch (1777–1857) und Wilhelm von Kaulbach (1804–1874) zogen im 19. Jahrhundert in die Kunstmetropolen Berlin und München, um ihr Glück zu machen. Dank ihnen und zahlreichen Kunstfreunden weist die kleine Stadt eine überraschend vielfältige Museumslandschaft auf. Diese umfasst neben den Geburtshäusern der Künstler Rauch und Kaulbach das Christian Daniel Rauch-Museum im Marstall, wechselnde Ausstellungen im Schloss sowie das nach den langjährigen Besitzern benannte Schreibersche Haus.
Im Jahr 1717 errichtet, zählt das Schreibersche Haus zu den ältesten Häusern der barocken Planstadt. Bis zum Verkauf an die Stadt Arolsen im Jahr 1979 blieb das Gebäude rund 120 Jahre in Familienbesitz. 2013 wurde das Haus von der Hannelore und Heinz-Jürgen Schäfer-Stiftung erworben, welche dem Museum Räumlichkeiten auf zwei Etagen für museale Zwecke zur Verfügung stellt. Im Schreiberschen Haus sind vorrangig die Gemäldesammlung, die stadtgeschichtliche Abteilung sowie der hessenweit einzigartige Festsaal mit klassizistischer Ausstattung untergebracht.
Im Jahr 2018 entwickelte sich das Haus indes zum „Sorgenkind“ der Museumslandschaft. Ein Wasserschaden hatte die Bausubstanz angegriffen, die sofortige Schließung war die Folge. Bei den umfassenden Sanierungsmaßnahmen, die sich pandemiebedingt verzögerten, traten weitere Schäden zutage, so dass an eine Wiedereröffnung lange nicht zu denken war.
Einen Lichtblick in dieser Zeit bedeutete die großzügige Schenkung vonseiten der Schreiber-Nachfahren. Die Schenkung umfasst mehrere Möbel sowie Porzellan aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Alle Stücke sollen sich einst im Schreiberschen Haus befunden haben. Sie kehren somit – nach mehr als einem halben Jahrhundert – aus Süddeutschland in ihr langjähriges Domizil zurück.
Das fragliche Objekt, das seither die Blicke von Mitarbeitern und Handwerkern auf sich zieht, ist ein großer Schreibsekretär mit Aufsatz. Dieser wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gefertigt. Darauf deuten auch die vor den Schlüssellöchern sitzenden, vergoldeten Messing-Beschläge in Form von Kartuschen in asymmetrischer Rocailleform hin. Der sogenannte Tabernakelsekretär – so bezeichnet durch die mittige Tür des Aufsatzes – ist doppelt bauchig geschwungen und mit eingelegten Bändern aus Zwetschgenholz verziert.
So imposant der Schreibtisch wirkt, so restaurierungsbedürftig ist das Objekt. Am vorherigen Standort hat intensive Sonneneinstrahlung die Farben des Nussbaumfurniers stark verblassen lassen. Die Innenseiten des Schreibfaches geben Aufschluss über den ursprünglichen Farbton. Die großen Schubladen haben sich abgesenkt, Holz und Furnier sind herausgebrochen.
Dass der Sekretär vor vielen Jahrzehnten schon einmal restauriert worden ist, zeigt sich beim Aufziehen der Schubfächer. Diese sind fast durchgehend mit hochwertigem Papier ausgekleidet, wie es heute kaum mehr zu bekommen ist. Leider wurden seinerzeit keine geeigneten Materialien verwendet. So sind etwa Retuschen auf der Front mit brauner Farbe aufgebracht.
Mithilfe Ihrer Unterstützung, liebe Leserinnen und Leser von Arsprototo, um die wir Sie herzlich bitten, könnte der schöne Tabernakelsekretär bald wieder in altem Glanz erstrahlen. Bei der geplanten Wiedereröffnung des Schreiberschen Hauses im Frühjahr 2024 soll das Objekt mit von der Partie sein. Auch die übrigen Möbel aus dem Schreiber-Nachlass werden Aufstellung in den klassizistisch ausgestatteten Salons finden.
Text: Sandra Simshäuser, Leiterin des Museums Bad Arolsen
Wir bitten Sie, liebe Leserin und lieber Leser, um Unterstützung für das Schreibersche Haus in Bad Arolsen. Spenden Sie für die Restaurierung des historischen Tabernakelsekretärs aus dem 18. Jh. und überweisen Sie unter dem Stichwort „Schreibsekretär“ auf das Konto des Museumsvereins Bad Arolsen. Überweisungsträger finden Sie im Heft nach der Seite 114. Vielen Dank!