Schmuckes fürs Schloss

Mannheim etablierte er als kulturellen Anziehungsort in Europa, die künstlerischen und intellektuellen Größen seiner Zeit brachte er an seinen Hof: Als Residenzstadt des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz (1724–1799) durchlebte die heutige Universitätsstadt eine Blütezeit. Auch die Porzellanmanufaktur im benachbarten Frankenthal lief unter dem süddeutschen Monarchen zu Höchstformen auf und schuf um 1770 mit dem Konsoltisch aus vermutlich 61 Einzelteilen ein künstlerisches, vor allem aber ein technisches Meisterwerk. In den Jahren 1775 und 1800 ist es noch in den Inventaren des Schlosses erwähnt. Während dieser Zeit ging der Tisch vermutlich in die Brüche und das Hauptstück der Vorderseite, die Zarge, wurde an einen aus Lindenholz geschnitzten Konsoltisch montiert. Auf bisher unbekannten Wegen verließ das fragile Objekt den fürstlichen Besitz und tauchte erst 1991 bei einer Auktion in New York wieder auf. Nachdem sich das originale Fragment in verschiedenen Privatsammlungen befand, bot sich den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg im Mai dieses Jahres die Chance, den kompletten Konsoltisch im Berliner Auktionshaus Grisebach zu ersteigert. Das Vorhaben, die mit dem Monogramm des Kurfürsten geschmückte Porzellanzarge für das Schloss Mannheim zurückzuerwerben, unterstützte die Kulturstiftung der Länder anteilig mit 13.000 Euro. So kann das Porzellan-Möbel an seinem historischen Aufstellungsort den Besucherinnen und Besuchern einen glanzvollen Eindruck der höfischen Repräsentationskultur vermitteln.

„Die Sammlung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist der ideale Ort für die weitere Erforschung und zukünftige Präsentation des Werks in seinem ursprünglichen Zusammenhang“, betont Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder. „Dem einmaligen Stellenwert, den bereits die historischen Dokumente dem Konsoltisch bescheinigen, wird die Ausstellung des Porzellanmöbels im Schloss Mannheim mehr als gerecht.“

„Ein porcellainener Consol tisch nebst Blat von Frankenthal“ führte das Mannheimer Inventar von 1775 an. Sonst finden sich kaum Möbel oder Porzellane in der Auflistung. Dank des Frankenthaler Formverzeichnisses, in dem ein porzellanener Konsoltisch erwähnt wird, darf man heute annehmen, dass es insgesamt 61 Teile waren, aus denen sich der Tisch zusammensetzte. Exklusiv für den Kurfürsten fertigte die Manufaktur das weiße Wunderwerk mit seinen Golderhöhungen und dem von einem Fürstenhut bekrönten Monogramm. In seinem ursprünglichen Kontext diente der Tisch sowohl der Repräsentation im Residenzschloss als auch der Werbung für die eigene Manufaktur. Wie das dem Modelleur und Hofbildhauer Frank Conrad Link (1730–1793) zugeschriebene Werk aus dem fürstlichen in privaten Besitz überging, weiß die Forschung aktuell noch nicht. Letztmalig ist 1800 im Inventar der Silberkammer von „1 porcellaine Consol Tisch Plat“ und „1 porcellainener Consol Tisch Fues“ zu lesen. Bis er 1991, 2000 und schließlich 2018 in den Katalogen internationaler Auktionshäuser wieder auftaucht.