Stadtmuseum Saalfeld erwirbt Annenaltar

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Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Der Oberpreilipper Annenaltar ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie durch die Vermittlung von Kunst gleichzeitig regionale Kultur-, Religions- und Handwerksgeschichte und damit regionale Identität vermittelt werden können. Der Altar ist ein wichtiges Zeugnis der spätmittelalterlichen Stadt Saalfeld/Saale. Wir freuen uns, dass wir dazu beitragen konnten, dass er nun zusammen mit zwei weiteren Altären, die auch von der Kulturstiftung der Länder gefördert wurden, hier seinen festen Platz hat.“

Durch die Entzifferung einer Inschrift auf dem Oberpreilipper Annenaltar konnte im 19. Jahrhundert erstmals nachgewiesen werden, dass es vor der Reformation Bildschnitzerwerkstätten in der Stadt Saalfeld/Saale gegeben haben muss, die solche Altäre anfertigen konnten. Die Thüringer Kunstgeschichte wurde so um einen wichtigen Aspekt erweitert. Mittlerweile konnte die Existenz von sieben Bildschnitzerwerkstätten in der Stadt  von 1480 bis 1520 nachgewiesen werden.

Der Altar wurde 1498 für die Marienkapelle vor dem Saalfelder Benediktinerkloster St. Peter & Paul gefertigt. Nach der Reformation wurde der Altar in die Dorfkirche Oberpreilipp bei Rudolstadt versetzt. Von 1862 bis 1928 war er Bestandteil der Kunstsammlung des Herzoglichen Hauses Sachsen-Meiningen. Bereits 1928 kam der Altar mit zwei weiteren Stücken, dem Oberpreilipper Marienaltar (1489) und dem Obernitzer Marienaltar (1505), als Leihgabe des Herzoglichen Hauses ins Saalfelder Museum. Die Stadt Saalfeld/Saale und das Herzogliche Haus erzielten 2001 eine erste Einigung: Daraufhin wurden der Oberpreilipper und Obernitzer Marienaltar mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und des Thüringischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst für das Museum angekauft. Der Annenaltar verblieb dort als Leihgabe.

Der aus einem Schrein und zwei Seitenflügeln bestehende Reihenaltar ist ein für die Saalfelder Produktion des ausgehenden Mittelalters typischer, kleinerer Altaraufsatz. Im Zentrum steht die Figur der Heiligen Anna, dargestellt als Anna Selbdritt, also mit dem Christuskind auf dem rechten und der kindlichen Maria auf dem linken Arm. Zu ihrer Linken und Rechten befinden sich Figuren von Petrus und Paulus, die Patrone des Saalfelder Benediktinerklosters. An den äußeren Positionen ergänzen Johannes der Täufer und der Heilige Dionysius die Reihe. Beidseitig bemalt zeigen die Flügel auf der Festtagsseite Elisabeth, Magdalena, Katharina und Barbara. Sind die Flügel geschlossen, zeigen sie die Anbetung Jesu durch die Heiligen Drei Könige.

Der Annenaltar wurde vermutlich vom „Meister des Kürbitzer Altars“ geschaffen. Benannt wurde der anonyme Meister nach dem Flügelaltar von Kürbitz bei Plauen. Dieser Altar weist Ähnlichkeiten zum Annenaltar auf, wie zum Beispiel die in Körper und Gewand bewegten Figuren, die knorrigen Gesichter der Männerfiguren und die ausdruckslose Puppenhaftigkeit der Frauengestalten.

Die drei Altäre werden im original erhaltenen Kapitelsaal des einstigen Saalfelder Franziskanerklosters aus der Zeit um 1500 –  der Entstehungszeit der Altäre − aufgestellt. Für das Jahr 2025 plant der Freistaat Thüringen eine Landesausstellung zum Thema „500 Jahre Bauernkrieg“. Im Stadtmuseum soll eine begleitende Ausstellung den Sturm auf das Saalfelder Benediktinerkloster thematisieren, in deren Mittelpunkt der Annenaltar und der Marienaltar von Oberpreilipp stehen soll.