Romantik entdecken und bewahren

Liebe Leserin, lieber Leser,

Kunstwelt und Kunstmarkt erlebten in den letzten Wochen gleich zwei Überraschungen im Hinblick auf Meisterwerke der deutschen Romantik. Während ein kleines, düster anmutendes Gemälde mit einer Eule in einem kahlen Baum, angeboten in einem südfranzösischen Auktionshaus für wenige Hundert Euro, als lange verschollenes Werk von Caspar David Friedrich erkannt wurde – und darob ein internationales Bietergefecht auslöste –, konnte ein Kölner Auktionshaus ein Gemälde von Karl Friedrich Schinkel identifizieren. Was lange als Werkstattkopie eines berühmten Bildes in der Berliner Alten Nationalgalerie gegolten hatte, das wurde nach der Anfertigung einer Infrarotaufnahme und der dadurch zu Tage gebrachten Unterzeichnung als eigenhändige Schöpfung des großen preußischen Architekten – und Malers – erkannt. Auch zwei Jahrhunderte später also ist die Zeit für Entdeckungen noch nicht vorüber!

Oberste Instanz in Zuschreibungsfragen deutscher Romantiker ist der Kunsthistoriker Helmut Börsch-Supan, weltweit gefragter Experte und Verfasser der Werkverzeichnisse der Gemälde von Friedrich wie von Schinkel. Und Helmut Börsch-Supan ist es auch gewesen, der ein weiteres wichtiges Gemälde aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt hat, gleichsam die dritte „romantische Überraschung“ dieses Frühjahrs: Carl Blechens „Landschaft mit Eremit“. Überzeugend hat er das großformatige Bild dem Meister aus Cottbus zugeschrieben, und die Kulturstiftung der Länder hat gerne dabei geholfen, dieses Bild – übrigens zum moderaten Preis einer „Blechen-Zuschreibung“, nicht dem eines gesicherten Werkes – in die Heimatstadt des Malers zurückzubringen, genauer in die Stiftung Fürst-Pückler-Museum – Park und Schloss Branitz. Und nachdem es uns ebenfalls gelungen ist, ein Hauptwerk des Malers, „Romantische Landschaft mit Ruine“, für das LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster zu bewahren, hatten wir Gründe genug, den Schwerpunkt der Sommerausgabe von Arsprototo Carl Blechen zu widmen.

Wie Sie, liebe Leserin, lieber Leser, wissen, hat sich die Kulturstiftung der Länder mit ihrer Initiative Kinder zum Olymp! das Ziel gesetzt, den kulturellen Bildungsangeboten in den Schulen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und Anerkennung zu zollen. Ganz besonders freut mich darum die Nachricht, dass eine aktuelle Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung Kinder zum Olymp! als Motor der kulturellen Bildung lobt. Als unsere Bildungsinitiative 2004 ins Leben gerufen wurde, begann auch in der Politik endlich das Bewusstsein für mehr ästhetische Bildung für Kinder und Jugendliche zu erwachen. Die Studie zeigt, dass diese Aufmerksamkeit seit 2005 für einen kräftigen Ausbau der Bildungsangebote in den klassischen Kultureinrichtungen gesorgt hat. Jetzt gilt es, diesen Aufschwung in der kulturellen Bildung dauerhaft im schulischen Angebot zu verankern.

Mir bleibt, Ihnen und Ihren Familien einen schönen Sommer und eine ebensolche Urlaubszeit zu wünschen – und in diesem Heft ab Seite 52 Frank Pergandes Reise durch Schleswig-Holstein zu empfehlen, das Land, das wir in dieser Ausgabe porträtieren möchten.

Ihre Isabel Pfeiffer-Poensgen