Rom sehen und sammeln

Das Rehberg-Album, zusammengestellt während der Italienreise der Familie Rehberg zwischen 1828 und 1830, entsteht in den Jahren der kulturellen Formung der deutschen Nation: Als Produkt bürgerlicher Sammelkultur dokumentiert es Austausch und Transfer zwischen der italienischen und deutschen Kunst und Kultur. Neben dem lokalhistorischen Bezug zu Hannover und Rom erlangt das Album durch seine Auswahl internationaler Künstler auch eine gesamteuropäische Bedeutung, sowohl im kunsthistorischen als auch sozialgeschichtlichen Kontext. Es ist von zentraler Bedeutung für die hannoversche Kulturgeschichte, versammelt es doch einige Künstler, die aus dem gerade erst gegründeten Königreich stammten.

Die Zeichnungen des Albums entstanden im internationalen Künstlerkreis um August Kestner in Rom. Die deutsche Gemeinde ging in der Wohnung des Hannoveraner Diplomaten, der im Dienst der britischen Krone stand, ein und aus. Kestners Sammlung aus Antiken, Aegyptica, Kunsthandwerk und Gemälden zählt 1889 zum Gründungsbestand des Kestner-Museums Hannover. Als Begleiter zeigte Kestner der Familie Rehberg nicht nur die schönsten Orte Italiens, sondern brachte sie auch in Kontakt mit zeitgenössischen Künstlern. In den Zeichnungen, Aquarellen und Gouachen von u. a. Friedrich Nerly, Bertel Thorvaldsen, Johannes Riepenhausen und Carl Wilhelm Götzloff zeigt sich das Netzwerk, in dem Künstler mit ihren zukünftigen Auftraggebern aus deutschen Fürstentümern Projekte anbahnten und Kooperationen innerhalb des römischen Kulturlebens vorbereiteten. Das Rehberg-Album erfasst den Moment, als sich nicht nur adlige, sondern auch bürgerliche Reisende auf den Weg machten, um die europäische Kultur zu entdecken. So spiegelt es zwar die deutsche Italiensehnsucht der Romantik und des Biedermeier wider, dokumentiert dabei jedoch auch, dass die Künstler ihren engen Fokus auf den Geist der Antike verlassen. Gegenwart rückt – romantisch verklärt – mit der Landschaft und ihren Bewohnern in den Blick.

Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, sagte: „Das Rehberg-Album als privates Souvenir veranschaulicht zentrale Aspekte der deutschen Italienrezeption zur Goethezeit. Die erfolgreiche Erwerbung des Werks zeigt, dass Ankäufe von Museen auch kurzfristig bei Versteigerungen möglich sind – das Museum August Kestner konnte dank seiner Begeisterung für dieses wichtige Zeugnis der Landes- und der Kulturgeschichte alle Beteiligten motivieren, diesen Ankauf gemeinsam zu realisieren.“

Förderer dieser Erwerbung: Kulturstiftung der Länder, Ernst von Siemens Kunststiftung, Stiftung Niedersachsen, Förderverein Antike & Gegenwart, Kunst- und Kulturstiftung Hannover