Museumslandschaft Hessen Kassel erwirbt Reiterbildnis des Landgrafen Carl von Hessen-Kassel
Video-Grußwort von Prof. Dr. Markus Hilgert anlässlich des Ankaufs:
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Mit dem Reiterbildnis erwirbt die Museumslandschaft Hessen Kassel erstmalig ein repräsentatives Porträt des Landgrafen Carl von Hessen-Kassel. Der Landgraf war einer der zentralen Figuren des Barock in Kassel – dank seines ausgeprägten Interesses für die Künste förderte er entscheidend die noch heute bestehenden Sammlungen der Museumslandschaft Hessen Kassel. Auch in der Stadt Kassel finden sich noch heute zahlreiche, vom Landgrafen initiierte Bauvorhaben. Daher freut es uns, mit unserer Förderung die Rückkehr des Werkes nach Kassel zu unterstützen, mit dem zukünftig eindrucksvoll seine Bedeutung für die Museumslandschaft und Stadt vermittelt werden kann.“
Das Werk hatte der Hofmaler des Landgrafen, Herman Hendrik de Quitter, während des Spanischen Erbfolgekrieges um 1703 geschaffen. Es zeigt den Landgrafen in Feldherrenpose – mit Rüstung und Kommandostab zu Pferd. Begleitet wird er von einem Leibpagen, der seinen Helm trägt. Das Werk kann dank der Reste einer Signatur eindeutig Carls Hofmaler Herman Hendrik de Quitter zugeordnet werden. Der aus einer nordniederländischen Künstlerfamilie stammende Maler inszenierte den Landgrafen in der bis in die Antike zurückreichenden Tradition des Herrscherporträts.
Während des Krieges hatte Landgraf Carl von Hessen-Kassel mit hessischen Truppen auf der Seite des Kaisers im Rheingebiet gegen Frankreich gekämpft. Carl von Hessen-Kassel hatte das Bildnis mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst in Auftrag gegeben. Das Reiterbildnis sollte seine militärische Stärke und Kaisertreue demonstrieren. Er nutzte seine militärischen Erfolge gezielt aus, ließ zahlreiche Münzen, Medaillen und das Reiterbildnis schaffen, um damit seine Hoffnungen und Bestrebungen um eine Standeserhöhung zum Kurfürstentum zu untermauern. Aufgrund seiner Größe und aufwändigen Inszenierung gilt das großformatige Reiterbildnis als das bedeutendste Bildnis des Landgrafen.
Landgraf Carl von Hessen-Kassel war einer der bedeutendsten Fürsten der Barockzeit. Während seiner über 50-jährigen Regierungszeit förderte er die Wissenschaften und Künste, die der Residenz Kassel zu Renommee verhelfen sollten und die Grundlage der heutigen Museumslandschaft Hessen-Kassel mit ihren Häusern bildet. Er legte den Grundstein für umfangreiche Sammlungen, die ab 1709 im ersten musealen Präsentationsort Kassels – dem Kunsthaus – besichtigt werden konnten. Der Landgraf initiierte zahlreiche bauliche und gartenbauliche Projekte in und um Kassel, die noch heute das Stadtbild prägen, wie unter anderem das Orangerieschloss mit dem Marmorbad in der Karlsaue und das Herkulesmonument mit den Wasserspielen im Bergpark Wilhelmshöhe, die seit 2013 zum Weltkulturerbe gehören.
Das Reiterbildnis hatte sich bis 1866 in der landgräflichen, später kurfürstlichen Sammlung Hessen-Kassel befunden und wurde vermutlich nach der preußischen Annexion Kurhessens 1866 veräußert. 1982 befand sich das Gemälde dann im Besitz des bolivianischen Kunstsammlers Antenor Patiño Rodriguez. Wann es in seinen Besitz gelangte, ist bislang noch unbekannt. 1998 wurde das Werk bei Sotheby’s New York versteigert und verblieb danach bis 2000 in der Galerie Neuse in Bremen. Danach befand es sich in Privatbesitz – zunächst in Düsseldorf, dann in Berlin. Die Museumslandschaft Hessen-Kassel erwirbt das Werk nun aus Privatbesitz.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Ernst von Siemens Kunststiftung, Museumsverein Kassel