Zwei Putten zurück in Augsburg

„Die neu entdeckten Putten des Augsburger Bildhauers Hans Daucher komplettieren die Serie der fünf, in Augsburg bisher vorhandenen Putten. Erstmals können die Figuren jetzt gemeinsam der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und dauerhaft präsentiert werden. Die Fuggerkapelle gilt als ein Hauptwerk der deutschen Renaissance und ein wichtiger Beleg für die Verschmelzung von italienischen Einflüssen und lokalen Traditionen in Deutschland. Den Putten kommt somit eine gesamtstaatliche Bedeutung zu, die weit über das Wirken Dauchers in der Region Augsburg hinausgeht,“ so Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.

Viele bedeutende Künstler, darunter Albrecht Dürer und Jörg Breu d. Ä., hatten am Bau der Fuggerkapelle Anfang des 16. Jahrhunderts mitgewirkt, die ihren Namen ihren Stiftern, den Brüdern Jakob und Ulrich Fugger, verdankt. Herausragend ist der Erhaltungszustand ihrer Architektur und Ausstattung trotz Umbauten und Kriegsbeschädigungen in den vergangenen 200 Jahren.

Die sieben Putten von je 30 cm wurden um 1530 angefertigt. Die Figurengruppe aus hellem Kalkstein krönte eine Balustrade, die Fuggerkapelle und Mittelschiff der Kirche voneinander trennte. Die Putten, geflügelte Wesen mit kindlichen Proportionen, zeigen sich in unterschiedlichen Posen auf Kugeln ruhend, sinnbildlich für die Welt. Das Skulpturenensemble gilt als Darstellung der sinnlichen und schöpferischen Fähigkeiten des Menschen. Die zwei Neuzugänge sind stilistisch zweifelsfrei mit der Serie verwandt und setzen ihre Ikonografie fort. Während der eine auf seinen Mund deutet und damit auf den Geschmackssinn verweist, faltet der andere die Hände zum Gebet.

Das Maximilianmuseum widmet sich als Stammhaus der Kunstsammlungen und Museen Augsburg den Bereichen Skulptur, Kunsthandwerk und Stadtgeschichte. Seit 2017 sind die fünf in Augsburg verbliebenen Putten wesentlicher Bestandteil seiner Dauerausstellung. Der Ankauf der zwei übrigen Skulpturen komplettiert ein Ausstellungsstück von Weltrang.
Der deutsche Bildhauer, Schnitzer und Medailleur Hans Daucher (1486-1538) fertigte neben den sieben Kalkplastiken ebenfalls die zentrale Fronleichnamsgruppe der Annakirche. Das Maximilianmuseum zeigt ein weiteres Werk von ihm, hierbei handelt es sich um eine schlafende Putte aus dem gleichen Zeitraum.

Bisher war man bei der Figurengruppe von sechs Putten ausgegangen. Fünf konnten nach dem Umbau der Kapelle im Jahr 1821, bei dem die Balustrade samt Dekoration entfernt worden war, in der Augsburger Umgebung gefunden werden. Die letzte Figur galt bislang als verschollen. Nun stellte sich heraus, dass sie sich bislang im Besitz der Erben des Baron Arthur Schickler befand, der zwei der Knabenfiguren für das Familienschloss Martinvast erworben hatte. Der ausgezeichnete Erhaltungszustand der beiden Skulpturen verdankt sich der jahrhundertelangen Aufbewahrung in der Sammlung Schickler-Pourtalés. Das überraschende Auftauchen einer siebten Putte im Angebot des Pariser Auktionshauses Sotheby’s wirft Fragen bezüglich der bisherigen ikonografischen Deutung des Ensembles auf und gibt Anlass zu weiterer Forschung.

Weitere Förderer dieser Erwerbung: Ernst von Siemens Kunststiftung, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und Stadt Augsburg