Beschreibung
Konrad Fischer erkannte früh die Sprengkraft neuer künstlerischer Bewegungen wie Minimal und Conceptual Art, die mit einem offenen Werkbegriff, sichtbar gemachten Denk- und Arbeitsprozessen und vielseitigen Reflexionsebenen einem innovativen Kunstverständnis Vorschub leisteten. Ob Carl Andres rasterartig verlegte Metallplatten, Soundinstallationen von Bruce Nauman oder die Notationssysteme von Hanne Darboven: Vielen Künstlern und Künstlerinnen, die heute längst in den Kanon der Kunst nach 1945 eingegangen sind, bot der gebürtige Düsseldorfer Ende der 1960er Jahre mit seiner Galerie in Düsseldorf eine erste Plattform. Während ihre nüchternen Arbeiten den meisten – auch seinen Fachkollegen – noch fremd und abwegig vorkamen, machte Fischer sich als einer der ersten deutschen Galeristen bereits für deren Vermittlung stark. Seine Galerie in der Neubrückstraße – bis zu seinem Tode 1996 partnerschaftlich mit seiner Frau Dorothee und danach von dieser allein geführt – etablierte damit nicht nur die konzeptuelle Kunst der 1960er und 1970er im europäischen Markt, sondern beförderte gleichzeitig Düsseldorfs Status als internationales Zentrum für zeitgenössische Kunst.
Mit mehr als 200 Kunstwerken aus fast fünfzig Jahren repräsentiert die Sammlung Fischer, die durch die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen erworben worden ist, alle wichtigen Ansätze der konzeptuellen Kunst. Neben Künstlern wie Carl Andre, Bruce Nauman, Hanne Darboven, Sol LeWitt und Gilbert & George, die zum Teil mit größeren Konvoluten vertreten sind, umfasst die Sammlung auch Arbeiten von On Kawara aus der für die Conceptual Art grundlegenden „Today Series“, Werke von Daniel Buren, Dan Flavin, Robert Ryman, Fred Sandback, Lawrence Weiner, Richard Long, Piero Manzoni und vielen weiteren. Mit Jannis Kounellis und Mario Merz sind auch Künstler der Arte Povera inbegriffen. Jüngere Positionen bilden Gregor Schneider, Thomas Schütte, Robert Mangold und Juan Muñoz. Nahezu ein Viertel der Arbeiten sind installativer Natur, den übrigen Teil machen intimere Arbeiten auf Papier aus. Die Sammlung geht in gleich großen Teilen als Kauf und als Schenkung in die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ein.
Mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder gelangte die Sammlung Fischer in die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, wo sie die bereits profunden Bestände zur Nachkriegskunst weiter stärkt. Im vorliegenden Patrimonia-Band, der zugleich den Katalog darstellt zu „Wolke & Kristall“ – der erstmaligen Präsentation der Sammlung Fischer im K20 nach dem Ankauf – nimmt die Kuratorin Anette Kruszynski eine Verortung der neuerworbenen Werke in den Beständen der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen vor. Der Band beleuchtet auf den 300 Seiten zudem die vom Galeristenpaar Fischer geleistete Pionierarbeit für konzeptuelle Kunst und widmet sich in Einzelbetrachtungen und mit vielen farbigen Abbildungen den in der Sammlung vertretenen Künstlern.