Beschreibung
Zwei junge Frauen stehen in nahezu raumsprengender Präsenz im Atelier des Künstlers. Die blau und rot schimmernden Kacheln des Ofens hinterfangen die Darstellung der beiden Akte, die mit scheinbar rascher Hand auf die Leinwand geworfen sind. Die ganze Palette der Farben hat der Expressionist Ernst Ludwig Kirchner auf das Inkarnat angewandt; Höhepunkt seines Farbenrausches ist die Zeichnung der beiden Gesichter, die im Wissen um das völkerkundliche Interesse des Künstlers an die Gesichtsbemalung indianischer Stämme zu erinnern scheint. In schönster Direktheit bringt das in Dresden entstandene Gemälde von 1908 zum Ausdruck, was den Skandal und die Erneuerung der Kunst am Beginn des 20. Jahrhunderts ausmacht. Auf der anderen Seite des Bildes – Kirchner hat Leinwände oft von beiden Seiten bemalt – findet sich ein Hauptwerk aus des Künstlers Davoser Zeit: Die Verbindung von 1922. In der typischen flächigen Manier seines Spätstils zeigt der Maler Mann und Frau, nackt einander zugewandt, von zwei großen blauen Figuren hinterfangen. Ganz im Gegensatz zu Kirchners eigener Auffassung aber hat die Kunstgeschichte sein Frühwerk als bedeutenderen Teil seines Schaffens ausgemacht – und der Nachlaßverwalter darum die zwischenzeitliche Rückseite Stehende nackte Mädchen am Ofen wieder zur Hauptansicht umgerahmt. Dieserart konnte das in jeder Hinsicht herausragende Bild mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder für die Gemäldegalerie Neue Meister in Dresden erworben werden.