Beschreibung
Am Abend des 6. April 2002 konnte man in Tirol und Südbayern ein ungewöhnliches Schauspiel erleben: Ein greller Feuerball, der die Nacht im Raum Garmisch-Partenkirchen nahezu taghell erleuchtete, zog von Ost nach West über den Nachthimmel, begleitet von einem etwa 25 Sekunden dauernden Donnergrollen. Ein Meteorit war niedergegangen und hatte eine 91 km lange Leuchtspur über den Himmel gezogen – ein nicht einmal seltenes Geschehen, doch verglühen nahezu alle Meteoriten beim Eintritt in die Atmosphäre. Zwar wurde bislang in immerhin fünf Fällen der Aufschlag eines Meteoriten in Deutschland berechnet und prognostiziert, gefunden aber wurde der zugehörige Himmelskörper nie.Eine einmalige Abfolge glücklicher Umstände führte nun erstmalig in der deutschen Geschichte zum Fund eines Meteoriten. Zehn Meteoritenortungsstationen konnten das Ereignis photographieren und dadurch eine ungewöhnlich genaue Angabe über den Ort des Aufpralls machen: eine etwa 1 km breite, jedoch mehrere Kilometer lange Fläche im deutsch-österreichischen Grenzgebiet. Die mit Hilfe der Bergwacht durchgeführte Suche in dem schwer zugänglichen Gelände aber blieb ohne Erfolg. Erst am 14. Juli gelang einem Berliner Amateurastronomen der sensationelle Fund: ein 1750 Gramm schweres, in seiner längsten Abmessung 12 cm betragendes Geschoß aus dem All, gefunden im vorausberechneten Gebiet, 6 km entfernt vom Schloß Neuschwanstein, dessen Namen der Meteorit nun trägt. Die Analyse des Meteoriten ergab die nächste Sensation: Es handelt sich um einen eisenhaltigen Steinmeteoriten, dessen Hauptbestandteil das sogenannte Pyroxen-Mineral Enstatit ist. Nur etwa 1 Prozent aller weltweit gefundenen Meteoriten gehören diesem Typ an, was den Seltenheitswert des Fundes um ein Vielfaches erhöht.Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, der Münchener Mineralienfreunde e.V., der Bayerischen Sparkassenstiftung, des Freundeskreises der Geologischen Staatssammlung München e.V., zahlreicher privater Spender sowie Spender aus der Wirtschaft konnte der Meteorit Neuschwansteinfür die Öffentlichkeit erworben werden. Wissenschaftlich betreut von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, wird das einzigartige Fundstück im Rieskratermuseum Nördlingen für alle zugänglich gemacht.