Beschreibung
Grieshabers Maquetten – also eigenhändige Entwürfe, Modelle, Vorstufen für Bücher und Mappenwerke – waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Der Künstler nannte sie das Geheimnis des Ateliers und so sind Beispiele durch ihn selbst nur gelegentlich ans Licht gekommen. Bei den insgesamt 30 Einzelkonvoluten handelt es sich um 192 Holz- und Linolschnitte, Lithographien und Typos, 189 Aquarelle, 229 Gouachen, Collagen, Mischtechniken und 21 Skizzen.Maquetten hat Grieshaber mit großer Meisterschaft seit 1933 bis in die 70er Jahre hinein hergestellt, gezeichnet oder gemalt und damit die Tradition des illustrierten Buches in Deutschland auf beeindruckende Art und Weise fortgeführt. Die Maquetten zu den frühesten Drucken scheinen nicht erhalten zu sein, vielleicht hat es sie aber auch in so eindeutiger Form wie später gar nicht gegeben, da Entwurf und Ausführung der ersten wenigen Buchexemplare noch in einer Hand lagen. Maquetten für fremde Drucker fertigte Grieshaber erstmalig an, als mit dem Erfolg die erste Publikation über ihn erscheinen sollte. Dies war 1958 der Fall, als der Tübinger Kunsthistoriker Wilhelm Boeck die erste Monographie über Grieshaber mit einem Werkverzeichnis der Holzschnitte vorbereitete. Sie erschien, für die damalige Zeit üppig mit Farbtafeln ausgestattet, 1959.Die bisher so gut wie unbekannten, gleichwohl wohlbehüteten Maquetten sowie die vorliegenden Hand-Probedrucke eröffnen faszinierende Einblicke in den Schaffensprozess des Malers und Druckers Grieshaber. Der allzu einseitig als Holzschneider angesehene Künstler begegnet uns in den Maquetten als überaus versierter Maler, der meist ohne Vorzeichnung seine präzisen Bildvorstellungen in Aquarell, Gouache und Pastell zu Papier brachte.Grieshaber verbrachte fast sein ganzes Leben bis zu seinem Tode 1981 auf der Achalm bei Reutlingen. Das Werk dieses weithin bekannten Künstlers war natürlich bestimmend für die Konzeption des Städtischen Kunstmuseums Spendhaus Reutlingen. So ist es vor allem bestrebt, Grieshabers reiches künstlerischen Schaffen darzustellen, das – und die Maquetten belegen es in besonderer Weise – immer wieder mit ihren malerischen und zeichnerischen Qualitäten beeindruckt. Dass diese einmalige Maquettensammlung aus Privatbesitz zusammengehalten und für das Museum erworben werden konnte, ist letztlich dem glücklichen Zusammenwirken der Kulturstiftung der Länder, der Kreissparkasse Reutlingen sowie der Stadt Reutlingen zu verdanken.