Beschreibung
Ein zweiter Apelles und Dürer – so wird Georg Flegel (Olmütz 1566 – 1638 Frankfurt am Main), der die noch junge Gattung der Stillebenmalerei in Deutschland wesentlich zu beeinflussen vermochte, in der Inschrift auf einem postumen Kupferstichporträt gepriesen. Voraussetzungen hierfür waren sein Talent, persönliche Begegnungen mit hervorragenden niederländischen Malern und eine rege Nachfrage nach seinen Bildern, die bereits zu Lebzeiten begehrte Sammlerstücke waren. Gleichwohl haben sich von der Hand des Malers nur 69 Gemälde erhalten. Bei der überwiegenden Anzahl handelt es sich um Mahlzeiten- und Blumenstilleben, die Wandschmuck von Wohn- und Speisezimmern in wohlhabenden Adels- und Bürgerhäusern bestimmt gewesen sein werden. Dem 1637 datierten und signierten Gemälde kommt dabei im uvre Flegels eine Sonderstellung zu, gibt es doch unter den bekannten Bildern des im folgenden Jahr verstorbenen Malers kein weiteres Vogelstilleben.Im Bildraum drängen sich neben lebenden und toten Vögeln diverse Insekten und eine Maus. Ein trockener Zweig, eingelassen in die Bodenfläche, soll darauf zu verweisen, dass es sich um den Blick in eine Voliere handelt, in die Vögel aus heimischen Wäldern und Gewässern eingesperrt sind: Seidenschwanz, Eisvogel, Blaumeise, Kiebitz, Taube, Fink und Kernbeißer, Schnepfe und Rebhuhn – aber auch ein exotischer Papagei. Alle Vögel sind in vollkommener Naturschönheit dargestellt – in Positionen, welche die Gestalt ihrer Körper und die schillernden Farben ihres Federkleids deutlich hervortreten lassen.Zweifellos hängt das Sujet mit dem intensiven Studium der Natur zusammen, wobei die Darstellung der im Fluge befindlichen Vögel von besonderer Schwierigkeit gewesen sein dürfte. Es ist letztlich anzunehmen, das dieses außergewöhnliche Werk für ein Kunst- und Naturkabinett bestimmt gewesen war, in dem naturalia und artificialia eine Einheit bildeten, wie sie auch von der zeitgenössischen Wissenschaft vertreten wurde.Der Ankauf des bis 1990 unbekannten Vogelstillebens aus Privatbesitz für das Museum der bildenden Künste in Leipzig, das nun als einziges Haus in den neuen Bundesländern der Öffentlichkeit ein Ölgemälde Georg Flegels präsentieren kann, wurde ermöglicht durch die großzügige Spende eines ungenannt bleiben wollenden Spenders sowie durch die Kulturstiftung der Länder, den Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien, den Freistaat Sachsen und der Stadt Leipzig.