Beschreibung
Das Gebetbuch ist ein sehr wertvoller Zugewinn für die Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek, die bislang noch kein Werk des Nürnberger Künstlers Nikolaus Glockendon besaß. Bei dem nunmehr als Cgm 9110 zum Handschriftenschatz der Bayerischen Staatsbibliothek zählenden Codex, der fraglos als ein Kleinod der Sammlung und als spätes Glanzlicht der süddeutschen Miniaturmalerei bezeichnet werden darf, handelt es sich um ein Gebetbüchlein nürnbergischer Provenienz, hervorgegangen aus der namhaften Werkstatt der Brüder Nikolaus und Albrecht Glockendon. Entstanden um 1520, stellt das in Textauswahl und Bildschmuck noch ganz dem religiösen Geist des Spätmittelalters verpflichtete Andachtsbuch ein gleichermaßen charakteristisches wie aufschlußreiches Beispiel privater Frömmigkeitskultur am Vorabend der Reformation dar. Neben dem hohen künstlerischen Rang, der der Handschrift aufgrund ihres überaus qualitätvollen, von Nikolaus Glockendon (gest. 1534) stammenden Buchschmucks, wie auch aufgrund ihres kalligraphisch einheitlichen Erscheinungsbildes, möglicherweise das Werk des Albrecht Glockendon (gest. 1545), beizumessen ist, verdient die Provenienz des kleinformatigen, doch umfangreichen Codex (377 Blatt, davon 17 Vollminiaturen) besondere Aufmerksamkeit: Mit großer Wahrscheinlichkeit darf Jakob Welser der Ältere (1468-1541) – und damit eine der gesellschaftlich führenden Persönlichkeiten des damaligen Nürnberg – als Auftraggeber des preziösen Andachtsbüchleins angenommen werden. Damit schließt das bislang unpublizierte Werk nicht nur eine Lücke im Oeuvrekatalog des Nikolaus Glockendon, sondern erweitert darüber hinaus auch unser Bild von einem der bedeutendsten Stifter und künstlerischen Auftraggeber im Nürnberg der Dürerzeit.1993 konnte die Handschrift mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder im Londoner Kunsthandel erworben werden.