Beschreibung
„Achill vor der Leiche des Patroklos“ zeigt den toten Patroklos, umringt von sieben Männern. Achilles schwört vor dem Leichnam seines gefallenen Freundes Rache, mit blutroter Faust und drohendem Blick gen Himmel. Ein ungewöhnliches Thema, das Baburen hier gestaltet – einzigartig in der Historienmalerei dieser Zeit. Der Einfluss seines großen Vorbilds, des frühbarocken Künstlers Caravaggio, dessen Werke Baburen in Rom studierte, ist unverkennbar. Dessen berühmtes „Chiaroscuro“ – der extreme Hell-Dunkel-Kontrast – erzeugt eine wirkungsvolle Dramatik: Ein helles Schlaglicht erleuchtet die Protagonisten, die Farben strahlen vor dunklem Hintergrund. Starke Gestik und entsetztes Mienenspiel unterstützen den ergreifenden Ausdruck der Gruppe der Männer.
Dirck van Baburen (ca. 1594/95–1624) gilt neben Hendrick ter Brugghen als bedeutendster holländischer Caravaggist zu Beginn des 17. Jahrhunderts und beeinflusste trotz seiner kurzen Lebenszeit eine ganze Generation von Künstlern – er selbst war inspiriert von Bartolomeo Manfredi und Caravaggio, die sich mit ihrer frühbarocken Kunst machtvoll vom vorherrschenden Manierismus verabschiedet hatten. Die Bildkunst hatte nach einer radikalen Neuorientierung das Elegante und Artifizielle abgelegt und sich der naturalistischen Gestaltung lebensnaher Figuren zugewandt. Baburen kehrte nach seinem Romaufenthalt, wo er u. a. die monu–mentale „Grablegung Christi“ in der Capella della Pietà gestaltete, 1620/21 nach Utrecht zurück, wo er schon 1624 vermutlich an der Pest starb.
Die Gemäldegalerie Alte Meister in Kassel erwarb mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Hessischen Kulturstiftung, des Fördervereins Rainer Dierichs e.V. und des Museumsvereins Kassel das Gemälde des holländischen Malers. Das Historiengemälde des bedeutenden niederländischen Künstlers bereichert die Sammlung holländischer Meister der Gemäldegalerie in Schloss Wilhelmshöhe um ein Hauptwerk Baburens und ist als sein erstes Werk in der Sammlung nun neben Gemälden Hendrick ter Brugghens und Gerard van Honthorsts zu sehen. In ausführlichen Texten und aussagekräftiger Bebilderung ermöglicht das Patrimonia-Heft eine intensive Betrachtung Dirck van Burens Gemälde.