Beschreibung
Der Katharinenaltar von Lucas Cranach d. Ä., 1472 in Kronach in Oberfranken geboren, entstand 1506 als erstes großes Auftragswerk nach seiner Ernennung zum Hofmaler der Sächsischen Kurfürsten, deren persönliche Hochachtung er über 50 Jahre genoß. Im Jahr 1505 war Cranach dem Ruf Friedrichs des Weisen aus Wien an den Hof nach Wittenberg gefolgt.Der Flügelaltar mit dem Martyrium der heiligen Katharina besteht aus einer Mitteltafel und zwei beweglichen Flügeln und steht damit in der Tradition von spätmittelalterlichen Altarretabeln. Der linke Flügel, der nun für die Dresdner Galerie erworben werden konnte, enthält die Darstellung der drei Heiligen Dorothea, Agnes und Kunigunde. In dem Kind mit dem Blumenkorb ist dreijährig der sächsische Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige zu erkennen.Der Legende folgend reicht der Knabe in einer blumenlosen Zeit als Bote des Himmels Dorothea auf dem Weg zu ihrer Enthauptung in Erfüllung ihres Gebets einen Rosenzweig. Die beiden anderen heiligen tragen ihr Attribut in der Hand: Agnes zum Zeichen ihrer Sanftmut ein Lamm und Kunigunde, die auf Geheiß ihres Gemahls Kaiser Heinrich zum Beweis ihrer Unschuld über glühende Pflugscharen ging, eine glühende Pflugschar.Cranach verwendete hier erstmals ein Kompositionsschema, dessen er sich später vielfach bediente. Die Figuren stehen auf einem schmalen Streifen von steinigem Grund vor tiefschwarzem Hintergrund. Typisch ist auch die Überlängung der Gestalten.Der dekorative Reichtum und die farbige Pracht der beinahe bildteppichartiger Wirkung läßt den Stilwandel deutlich werden, den der Maler in den Jahren nach seiner Übersiedlung nach Wittenberg erlebte. Lassen sich die Frühwerke aus Wien als Vorläufer der Donauschule einordnen, erfährt seine Malerei nun einen Umbruch ins Schönlinig-Dekorative, Merkmal späterer Werke des Meisters. Auffallend ist auch die Glätte und Ruhe in der Oberfläche. Die Auseinandersetzung mit Dürers Holzschnitt von 1496/97 hat ihren Niederschlag gefunden, was ein Zusammentreffen Cranachs mit seinem Zeitgenossen Dürer in Nürnberg, u.U. auf dem Weg von Wien nach Wittenberg vermuten läßt.Nach Hans Posse gelangte der Altar 1538 nach Dresden. Im Jahr 1797 wurde der linke Flügel versteigert, kehrte jedoch als Leihgabe aus dem Besitz des Baron Speck v. Sternburg in die Galerie zurück. Aufgrund der unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse wurde er 1945 nicht als Einheit betrachtet, was zum Abtransport des linken Flügels durch die Trophäenkommissionen in die Sowjetunion führte, wo er bis 1955 als verschollen galt.Eingedenk der besonderen historischen Verpflichtung Dresdens gegenüber Cranach, dessen Kunst für die deutsche Malerei ebenso große Bedeutung beigemessen werden muß wie der Albrecht Dürers, ist es als besonders glücklicher Umstand zu werten, daß nun durch die Mittel der Bundesrepublik Deutschland, der Kulturstiftung der Länder und des Freistaat Sachsens die auseinandergerissenen Teile endgültig wieder zusammengefügt werden konnten.