Das Tafelservice der Kurfürstin Elisabeth Augusta von der Pfalz und Bayern

8,00 

Anschrift der geförderten Einrichtung:
Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg
Hauptstraße 97
69117 Heidelberg

Artikelnummer: PATRIMONIA NR. 250 (2010).
Kategorie:
Jahr: 2010
Gattung: Angewandte Kunst/Kunsthandwerk
Land: Baden-Württemberg

Beschreibung

Der Abend des Ancien Régime war die Blütezeit der silbernen Tafelservices. Die Pflicht zur standesgemäßen Repräsentation nach dem Vorbild Versailles veranlaßte den Hochadel zur Anschaffung prunkvoller Tafelgeschirre. Die üblichen Silberwährungen erlaubten zugleich, die kostbaren Gefäße wieder einzuschmelzen, was oft geschah. Auch neue Moden führten zur Neuverwendung des Materials; am meisten jedoch räumten die Kriege in Folge der französischen Revolution unter den Silberbeständen auf. Schließlich zeigte auch das Ende der drei großen europäischen Kaiserhäuser 1917-1919 eine verheerende Wirkung. Überkommene Silberschätze, ihrer Funktion beraubt, wurden in alle Winde zerstreut. Vor diesem Hintergrund ist es ein außerordentlicher Glücksfall, daß sich ein höfisches Service trotz zahlreicher Besitzerwechsel nahezu vollständig erhalten hat: das Silberservice der Kurfürstin Elisabeth Auguste von der Pfalz. Das 68 Teile umfassende, 64 Kilogramm schwere Service wurde 1767-1768 in Straßburg gefertigt, dem neben Paris und Augsburg wichtigsten Zentrum der Goldschmiedekunst, wo über 100 Meister die rege Nachfrage der Aristokratie nach den neuesten französischen Mustern zu befriedigen suchten. Entworfen wurden die Stücke im frühklassizistischen Stil, der noch Reste des Louis-Quinze-Stils in sich trägt und als Transition bezeichnet wird. Auftraggeberin war die Kurfürstin des prachtvollsten aller rheinischen Höfe, der sich unter ihrer und ihres Mannes Ägide zu einem Musenhof der Wissenschaften und der Künste entwickelt hatte. Allein der Hofstaat Elisabeth Augustes umfaßte rund 170 Personen, wobei die Zubereitung der Speisen und die Pflege des Geschirrs rund 50 Personen aufgetragen waren. Das Service diente im Lustschloß der Fürstin, Oggersheim, zur Bewirtung hochrangiger Gäste und konnte 1793 vor den französischen Revolutionstruppen gerettet werden, die das kunstvoll ausgestattete Schloß niederbrannten. Wenige Monate später starb die Kurfürstin an der sich epidemisch ausbreitenden Ruhr.Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, der Stadt Heidelberg, des Freundeskreises des Kurpfälzischen Museums sowie Sponsoren aus Industrie und Wirtschaft konnte das Silberservice für das Kurpfälzische Museum in Heidelberg erworben werden, wo es den untergegangenen Glanz des Oggersheimer Schlosses wieder lebendig werden läßt.

Mit Klick auf [„Video starten“] stimmen Sie zu, dass [YouTube] Cookies setzt und personenbezogene Daten erhebt, welche ggf. in Drittländer übertragen werden, die kein mit der EU vergleichbares Datenschutzniveau aufweisen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.