Beschreibung
In Kloster auf Hiddensee befindet sich die original erhaltene Lebensstätte des großen deutschen Dichters und Nobelpreisträgers Gerhart Hauptmann. Das Gerhart-Hauptmann-Haus, im Stil der ausgehenden Bauhaus-Periode, ist ein zentraler Ort der deutschen Literaturgeschichte in 20.Jahrhundert. Nicht nur die besondere Neigung des Dichters zu Hiddensee ist dafür Beleg, sondern auch die zahlreichen bedeutenden Besucher aus dem In- und Ausland unterstreichen, daß Hauptmann nicht nur eine literarische Institution, sondern Haus Seedorn ein Treffpunkt der literarischen und künstlerischen Welt war.Die Mobilien des Hauses haben einen beträchtlichen Wert, der durch den vorhandenen Kontext noch gesteigert wird. Gerhart Hauptmann war in seinem Schaffen unmittelbar abhängig von seinen Erlebnissen. Intuitiv begriff er die jeweilige historische und biographische Situation und setzte sie ins Literarische um. Für diesen Prozeß waren stets auch Realien auslösend. Im Nachlaß auf Hiddensee befinden sich Gegenstände, die für sein Werk zentrale Bedeutung haben. Dazu gehören einige Bilder und Karten – zum Beispiel Rügenkarten von 1608 und 1624 -, und ein Teil der Kunstgegenstände und große Teile des Geschirrs. In diesem Zusammenhang gehört der Komplex Und Pippa tanzt! mit der darin angesprochenen Bedeutung des Glases. Gerhard Hauptmann setzte sich bereits seit den 90er Jahren intensiv mit religiös-philosophischen Fragestellungen des Christentum auseinander. Daraus entwickelte er eine eigenwillige Synthese aus dionysischem Heidentum und einem mitleidendem Christentum, das er auch in Ansätzen zu leben versuchte. Dazu ordnete er eine Reihe von Requisiten und Attributen um sich, die für diese christliche Haltung standen, wie zum Beispiel eine Franziskanerkutte, die er bei Meditationen trug und in der er auch beerdigt wurde. Eine aus dem Naturalismus stammende und von Hauptmann mit größter Akribie betriebene Erscheinung war die Genauigkeit mit der er Zimmereinrichtungen beschrieben und für die künstlerischen Abläufe und dramatischen Handlungen genutzt hat. Dabei dienten ihm in der Regel tatsächliche Räume als Vorbild, so in dem Stück Vor Sonnenuntergang (1932), wo das im 1.Akt beschriebene Bibliotheks- und Arbeitszimmer mit seinem eigenen in Haus Seedorn identisch ist.Diese vielschichtigen Faktoren machen deutlich, daß der besondere Wert des Nachlasses in der direkten Beziehung zwischen den Texten und den vorhandenen Gegenständen, sowie der ausgeprägten Verbindung des Künstlers zu diesen Dingen besteht und für die Besucher nachvollziehbar wird.Die Gerhart-Hauptmann-Stiftung war bereits seit 1994 durch Schenkung Eigentümerin einer ideellen Hälfte des Hauses und des Nachlasses. Durch den Ankauf der anderen Hälfte von der Enkelin des Dichters konnte der Bestand gesichert werden. Zu der Finanzierung trugen die Kulturstiftung der Länder, das Bundesministerium des Innern und die Alte Leipziger Versicherung bei.