Beschreibung
„Das Andenken dieser im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert so berühmten Frau verdient es vor vielen anderen, die in der Geschichte fortdauern, lebendig erhalten zu werde“, schrieb Christoph Martin Wieland 1781 über die französische Schriftstellerin Christine de Pizan (um 1365-1430), eine der herausragenden politisch engagierten Intellektuellen ihrer Zeit. Die gebürtige Venezianerin, am Pariser Hofe Karls V. aufgewachsen, schuf nach dem frühen Tod ihres Gemahls ein thematisch umfangreiches Werk: Erziehungsschriften, politische Texte, weltliche und religiöse Lyrik sowie visionäre Schriften, von denen Das Buch von der Stadt der Frauen sowohl zu einem Klassiker der Weltliteratur geworden ist. Das Livre des fais d’armes et de chevalerieentstand vermutlich um 1410 im Auftrag des Herzogs von Burgund, der es zur Erziehung des Thronfolgers vorgesehen hatte. Christines Gedanken über Kriegskunst und Waffenkunde gründen auf antiker Literatur, lassen aber auch zeitgenössisches Wissen in den Text mit einfließen; so bietet dieser eine eigenständige, politisch-philosophische Darstellung der Gründe, die einen Fürsten dazu bewegen können, Krieg zu führen oder zu vermeiden. Das Buch, von dem sich noch Napoleon III. inspirieren ließ, wurde nach dem Tod der Verfasserin immer wieder aufgelegt, wenngleich mancher Herausgeber die weibliche Autorschaft verschwieg. Zu heikel war der Umstand, daß sich eine Frau auf ein so männliches Terrain vorgewagt hatte. Das über dreihundertseitige buoch von dem vechten und von der ritterschafft, um 1450 in Bern geschrieben, ist nicht nur die einzige erhaltene Übersetzung eines Werkes der Christine ins Alemannische, sondern auch die früheste bekannte Übersetzung überhaupt.